Wer nach Wasserfällen, Nebelwäldern, dramatische Abhängen inmitten von Berggipfeln sucht, wird hier glücklich. Bolivien präsentiert sich hier von seiner schönsten Seite! Ein guter Grund also, den Yungas einen Besuch abzustatten.
Coroico – das verschlafene Nest mit Wahnsinnsaussicht
Angeblich der meistbesuchte Ort in den Yungas. Dann wollen wir nicht wissen wie einsam die anderen Orte sind, denn Coroico ist winzig und niedlich. Ein paar Aussteiger haben hier Restaurants und Pubs aufgemacht, ansonsten ist das Dörfchen noch sehr ursprünglich und punktet mit seiner sagenhaften Aussicht auf die Berge.
Bei gutem Wetter soll man bis hinüber zur Cordillera Real schauen können; genauer gesagt auf die Gipfel des Mururata, des Huayna Potosí und den Tiquimani. In Coroico gibt es neben einer grundentspannten Haltung einige hübsche Wasserfälle, die man erlaufen kann (sodenn man sie auch findet) und kann in der Touri-Info Ausflüge in die Berge buchen, zu nahe gelegenen Coca- und Kaffeeplantagen sowie zu einem afro-bolivianischem Stamm, der einem wohl traditionelle Tänze und „Lebensfreude“ zeigt, so unser Hostelbesitzer Charlie.
Wir haben es uns in unserem Hostel Chawi kurz vorm Ortseingangsschild bei traumhafter Aussicht gemütlich gemacht und konnten unser Reiseglück kaum fassen. Aber seht selbst.
Ausflug zur Tierrettungsstation „La Senda Verde Refugio Natural“
Nur 12km von Coroico entfernt, nahe des Mini-Mini-Dörfchens Yolosa, liegt eine Animal Rescue Farm mit Öko-Unterkünften und vielen, internationalen Volunteers (die sage und schreibe 1.100 BOL/Woche für den Spaß bezahlen). Man klingelt kurz vor einer Holzbrücke, die über einen Fluss führt und schon ist man in einem 12 Hektar großen Tierresort voller Affen, Papageien und Schildkröten. Eine der Volunteers, Ashley aus dem UK, hat uns dann eine Stunde lang durch die ganze Anlage geführt und uns einiges drumherum erklärt. Seit 2008 ist „La Senda Verde“ staatlich anerkannte Tierrettungsstation; jedoch werden sie finanziell nicht unterstützt und leben von den Einnahmen der Gäste, Volunteers und geführten Touren.
Eine weitere, interessante Anekdote ist, dass jedes Tier sein Leben lang im Resort bleiben muss; es sei illegal die Tiere wieder in die Natur zurückzuführen.
Uns sind sofort die vielen schwarzen Spider Monkeys aufgefallen, die sich über und neben uns entlang gehangelt haben. Die Spinnenaffen heißen so, weil alle ihre Gliedmaßen gleich lang sind und auch ihr Schwanz quasi eine „Handinnenfläche“ besitzt. Wir waren richtig entzückt von der Neugier und Cleverness der Tierchen, die übrigens auch mal die Schildkröten im Gehege daneben „spazieren tragen“. Deswegen sind alle Schildkröten nummeriert und werden morgendlich durchgezählt und wieder „zusammengesucht“.
Auch die Geschichte des kleinen, zuckersüßen Wasserschweins (sieht auch wie ein übergroßes Meerschweinchen, das im wasser plantscht) klingt unglaublich. Das Tierchen wurde nämlich von zwei deutschen Schülern aus dem Büro des Schuldirektors gerettet, die es als Schulmaskottchen gehalten haben. Die „Legende“ besagt, dass ein Schamane, der die Schule nicht mochte, das Tier und damit die Schule verflucht habe und er es dem Direktor geschenkt hat. Das Tier sollte dem Schamanen dann über die dann wohl eintretenden schlimmen Dinge an der Schule berichten… Skurril, oder?
Die meisten Vögel, fast ausschließlich Papageien, kommen aus Privathaushalten, wo sie sich bei dem engen Käfigstress die Federn so lange herausgerupft haben bis nichts mehr übrig blieb. Hier werden sie nun wieder aufgepäppelt und die Volunteers basteln täglich neue Naturspielzeuge, damit sie sich nicht langweilen. Ähnlich schlimm ist es auch den zahlreichen Schildkröten ergangen, die von ihren Herrchen und Frauchen auf Dauer im Wasser gehalten wurden, was wohl überhaupt nicht artgerecht ist. Denn Schildkröten gehen nur zum Fressen ins Wasser oder wenn sie auf „Toilette“ müssen. Die armen Dinger kamen also mit völlig aufgeweichtem Panzer und schlimmen Pilzinfektionen zur Tierrettung.
Ein weiterer, super interessanter Vogel ist der Tukan, der aufgrund seines schweren Schnabels nur 100m täglich fliegen kann. Er frisst auch andere Vögel, weshalb er dauerhaft im Käfig bleiben muss und per „Wurfobst“ gefüttert wird. Wir waren gerade zur Fütterungszeit da und durften den wählerischen Vogel dabei beobachten, wie er Banane und Papaya verschmäht hat und sich nur die Trauben geschnappt hat.
Den Ausflug können wir nur empfehlen, da er zu 100% den Tieren zugute kommt, anders als z.B. bei den Pampastouren, die sie sehr auf Gewinnmaximierung des Anbieters ausgelegt sind.
Nach der Tour haben wir uns im resorteigenen Restaurant einen Brownie mit Schokosoße und Eis gegönnt (20 BOL) und sind am Fluss bei teils kräftiger Strömung baden gegangen (dabei hat Maike ihr zweites Paar Flip Flops auch gleich dem Fluss geschenkt).
Nun aber die Fotos zum Bericht:
Nützliches:
– Von La Paz aus kommt man für unschlagbare 20 BOL nach Coroico. Fahrt dazu zum Busbahnhof nach Villa Fatíma und fragt euch zum günstigsten Minivan durch. Die Fahrt ist zwar nicht sonderlich bequem und die Höhe macht einem zu schaffen, aber was für Ausblicke! Das entschädigt für alles!
– Übernachtung im Hostel Chawi inkl. Frühstück; kein WiFi; britisch-boliv. Pärchen; für 70 BOL (ca. 10€) im 10er Dorm (das wir fast komplett für uns alleine hatten)
– Restaurant-Tipp: Der Italiener „Toto“; dort gibt’s eine riesige Pizza, die man zu zwei Teilen je nach Belieben belegen kann. Wir haben uns eine für 71 BOL geteilt. Das ist zwar ein ganz schöner Spitzenpreis, aber man entgeht dem omnipräsenten, bolivianischen Frittierfett.
– Eintritt ins „La Sende Verde“ 69 BOL p.P., für 5 BOL pro Weg bringen einen Taxis und Minivans direkt vor die Haustür / keinen Schmuck oder Sonstiges tragen oder in den Hosentaschen haben. Die Affen schnappen sich alles, was sie kriegen können. 🙂
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