Auf dem Weg durch die USA haben uns viele Leute und Backpacker von Vancouver Island vorgeschwärmt. Und auch bei uns stand die Insel, die so groß wie das United Kingdom ist, schon längst auf unserer To-Do Liste. Wenn wir an Vancouver Island dachten, kamen uns sofort Bilder von Bären, wunderschönen Küsten und seltenen Tieren in den Kopf.

Doch am Anfang kam alles anders. Nach 2 Monaten verabschiedeten wir uns in Seattle von den USA. Eine relativ kurze Zeit für ein solch großes Land. Aber es war Zeit für ein neues großes Land: Kanada. So buchten wir wieder zwei Tickets bei unseren guten alten Freunden von Greyhound. In Seattle waren wir schon knapp an der kanadischen Grenze, sodass die Fahrt von Seattle nach Vancouver auch nur 3 Stunden dauerte. Vorab hatten wir erneut nach einer Workaway Familie in Vancouver gesucht und auch gefunden. Barbara, 33 Jahre mit einer schweizerischen Herkunft und zwei Kindern im Zentrum von Vancouver erweckte unser Interesse. Unser Plan war es 1,5 Wochen in Vancouver zu verbringen und dann im Anschluss ein Auto zu mieten und einen Roadtrip durch Vancouver Island bis nach Alaska zu machen. So war die Theorie, doch daraus wurde nichts, denn am Busbahnhof erschien leider keine Barbara. Unzählige Anrufe, Emails und einer zweistündigen Wartezeit am Busbahnhof später, mussten wir irgendwie unsere Pläne ändern. So entschieden wir uns dazu unseren Roadtrip einfach früher zu starten und später nach Vancouver zurückzukehren. Im Nachhinein sollte es die richtige Entscheidung gewesen sein, denn das Wetter auf dem Weg nach Alaska wurde doch schon sehr kalt, aber dazu mehr später.

Während der Wartezeit am Busbahnhof schaute sich Maike nach möglichen Unterkünften in der Umgebung um und wurde auch schnell fündig. Nicht einmal 500 Meter entfernt befand sich das C&N Hostel, was wir nur nicht wussten, es war Labour Day Weekend und ziemlich viel ausgebucht in der Stadt, doch wir hatten Glück und bekamen noch die letzten beiden Betten in einem Dreibettzimmer. Freundlicherweise hat uns der Rezeptionist vom Hostel das andere Bett nicht weiterverbucht, sodass wir uns ordentlich ausbreiten konnten. Die nächsten beiden Tage haben wir damit verbracht uns für den Roadtrip vorzubereiten, das hieß Auto buchen, Camping Equipment einkaufen und das Wichtigste überhaupt, eine Route für unseren Roatrip überlegen.

Am übernächsten Tag war es dann so weit, mit unseren Backpacks haben wir uns dann in die fahrerlose Skytrain von Vancouver gesetzt und sind in Richtung Flughafen gefahren. Es war zwar ein kompletter Umweg für uns, aber die Mietstationen am Flughafen waren wesentlich günstiger. Mit der Buchung beim Mietwagen Verleih Alamo hat auch alles problemlos geklappt, wir hatten nur ein Problem, Björn hatte keinen Führerschein. Irgendwo bei einem Hundesparziergang mit Greta in Kalifornien ist dieser wohl verloren gegangen. Beim Schalter von Alamo hatten wir dann ganz selbstsicher die Buchungsreservierung, Kreditkarten und den internationalen Führerschein hingegeben. Dieser wurde vom Angestellten nicht eine Sekunde skeptisch beäugt. Puuh noch einmal gut gegangen und schon hatten wir den Autoschlüssel für einen Toyata Yaris in der Hand. Wer dieses Auto kennt weiß, dass es nicht viel Platz bietet. Unsere Backpacks haben dann schon den kompletten Raum im Auto eingenommen, ein Schlafen im Auto wäre somit undenkbar gewesen. Also noch einmal zurück zum Alamo Schalter und probieren das Auto umzutauschen, da wir auch einen Mittelklasse-Wagen gebucht hatten. Nach einer längeren Diskussion haben wir dann noch ein größeres Auto bekommen, einen Hyundai Accent. Wir waren doch ziemlich froh über ein etwas größeres Auto, da wir das Auto später in Alaska als Schlafalternative bevorzugt haben.

Mit Sack und Pack sind wir dann noch zu einer großen Einkaufstour zu NoFrills gefahren, der Supermarkt ist wie eine kanadische Variante von Aldi mit vielen günstigen Noname-Marken. Auf der Shoppingliste stand viel Camping-Equipment, u.a. 6 Gläser Nudelsaucen, 3 Packungen Pasta, 2 riesige Reispackungen, Spüli, Küchenrollen, ganz wichtig viel Schoki, Obst und Gemüse. Und auf einmal war der Warenkorb richtig voll und wir 150 Dollar ärmer.

Vollgepackt und gut gelaunt ging es dann nun los in Richtung Fähre. Von Vancouver Tsawwassen haben wir dann die Fähre nach Nanaimo in Richtung Vancouver Island genommen. Die Wartezeit auf der Fähre haben wir draußen bei wärmender Sonne und einer Tasse Tee genossen. Viel mehr Zeit hatten wir auch gar nicht, denn die Überfahrt dauerte nur 2 Stunden. Und schwupps waren wir auf der größten nordamerikanischen Insel, 400 Kilometer lang und 100 Kilometer breit mit einer Einwohnerzahl von mehr als 750.000.

Die Fähre führte uns erst einmal nach Nanaimo, welches die zweitgrößte Stadt nach Victoria ist. Mit dem Auto sind wir nur kurz durch die Stadt gefahren und dann ging es auch schon zum ersten Campingplatz. Für die erste Nacht auf Vancouver Island haben wir uns den Campingplatz „English Man River Falls“ ausgesucht. Ein mittelgroßer Campingplatz mit 103 Stellplätzen, 13 Kilometer südwestlich von Parksville. Am Eingang mussten wir uns erst einmal vertraut machen mit der Bezahlung. Man sollte das Geld entweder passend in einen Umschlag packen und in den Briefkasten stecken oder direkt beim Parkranger bezahlen. Wir haben uns für die zweite Variante entschieden und innerlich gehofft, das der Parkranger nicht kommt und wir uns die 23 Dollar sparen.

Dann konnten wir endlich das erste Mal unser neu erworbenes Mammut-Zelt aus Seattle einweihen. Wir waren voller Vorfreunde in einem Zelt zu übernachten, bei dem hoffentlich kein Regen durchkommt, wie bei unserem guten „Johny Müller“ Zelt aus Chile. Die Zeltstangen waren ein bisschen ungewohnt, aber sie machten einen guten, stabilen Eindruck. Und schwupps stand das Zelt auch schon und nach einem typischen Zeltabendbrot mit Pasta und Tomatensauce waren wir dann auch schon schlafbereit. Kurze Zeit später kam aber leider noch der Parkranger und sammelte das Geld ein. Na dann gute Nacht.

Nach einer gemütlichen Nacht im neuen Zelt packten wir unsere Sachen und fuhren zum Namensgeber des Zeltplatzes, den English Man River Falls. Diese tollen Wasserfälle sind ziemlich einfach und gut von der Hauptstraße zu erreichen. Im Vergleich zu Südamerika sind die Nationalparks in den USA und in Kanada gut für faule Autofahrer geeignet. Während wir in Peru oft Stunden wandern mussten, bis wir einen Wasserfall gesehen haben, sind es in Nordamerika maximal einen Kilometer gut ausgebauter Rundweg mit Toiletten und Wegesystem. Wir sind zwar nicht die Hardcore-Wanderer, aber manchmal würde sich unser Körper doch über ein bisschen mehr Bewegung freuen.

In der Nähe von den Englisch Man River Falls gab es gleich den nächsten Stopp, eine Petting Farm aka Streichelzoo. Überall auf Vancouver Island gibt es kleine Bauernhöfe, die auf Touristen warten, wir hatten Glück gehabt, denn nur ein paar Tage später wäre dieser Bauernhof im Winterschlaf verfallen. Aber so hatten wir noch die Chance Schweine, Ziegen, Hühner anzuschauen und zu streicheln. Der Besitzer gab uns noch eine kleine exklusive Tour und nach ein paar Streicheleinheiten ging es auch schon wieder weiter.

Dann ging es wieder zurück zum Auto und zu der nächsten Station, dem Qualicium Beach. Der Lonely Planet hat diesen Ort empfohlen als eine kleine gemütliche Stadt, wo jegliche große Ketten verboten sind. Wir als kleine Foodies haben uns dann erst einmal das nächste Café geschnappt und uns vom ganzen „Stress“ erholt. Das Café „Baileys“ war wirklich eine Goldgrube, sehr toller Service, leckerer Kaffee mit Gratis-Nachfüllen und selbstgemachten Scones und Süßkram, die der Himmel schickt, unser Favorit war der Feta & Spinat Scone. Danach waren wir pappensatt und mussten uns erst einmal ein bisschen bewegen. So haben wir den Ort weiter abgelaufen und sind zum Qualicium Strand und Wasserfällen gelaufen.

Dieser Tag bestand aus ziemlichen kleinen Etappen, unsere nächste Station, der MacMillan Nationalpark bzw. „Cathedral Grove“ waren nur ein paar Kilometer entfernt. Dieser Nationalpark hat es sich zur Aufgabe gemacht, die letzten natürlichen Mammutbäume vor der Rodung zu schützen. Die Urvölker des Hupacasath Stammes haben in der Vergangenheit und auch noch zur Zeit die Pflanzen für medizinische Zwecke genutzt und aus dem Zederholz Hüte und Körbe gebaut.

Die Größe der Bäume ist wirklich beeindruckend, wenn man direkt vor ihnen steht. Doch leider gibt es nur noch ganz wenige Mammutbäume auf Vancouver Island und in Kanada. Von daher wird dieser Nationalpark auch als Mahnmal für die nächsten Generationen genutzt.

Kurz hinter dem Nationalpark erreichten wir dann den zweiten Campingplatz „Sproat Lake“ für 25 $, inklusive kostenlosen Duschen und einen tollen Seeblick. Die Sternschnuppen und die sternenklare Nacht waren dann inklusive.

Das Ziel für den nächsten Tag hieß Tofino, einige Touristen haben uns etwas vor diesem Ort gewarnt, da es angeblich der regenreichste Ort in ganz Kanada sein soll und die Touristen wirklich nur Regen gesehen haben. Also hatten wir uns schon auf Gummistiefel-Wetter eingestellt, doch nichts passierte, es war solch ein sonniger Tag in Tofino mit einem tollen Blick auf den pazifischen Ozean. Kurz vor Tofino empfahl Lonely Planet einen kleinen Ort mit ein paar Food Trucks und leckerer heißen Schokolade. Dieser Ort war so klein, das wir garantiert ohne Lonely Planet daran vorbeigefahren wären.

Der Ort bestand eigentlich nur aus ein paar supercoolen Surfschulen, ein paar Hippie-Kommunen und Foodtrucks. So saßen wir am Tisch und genossen unsere Tortillas und um uns herum sprachen auf einmal alle Deutsch. Wir waren anscheinend nicht die einzigen Deutschen mit dieser Lonely Planet Ausgabe. Nach den etwas überteuerten Tortillas haben wir uns noch ein leckeres Eis gegönnt und das hat sich wirklich sehr gelohnt.

Der Ort Tofino ist wirlich ein toller kleiner Touriort, der sehr bekannt ist für Walerkundungen. Doch der Preis für eine Waltour war selbst für Maike, die als Kind gerne Meeresbiologin werden wollte, etwas zu hoch. Wir haben das gesparte Geld lieber in etwas nachhaltiges investiert, in Essen! Irgendwie landen wir doch immer in Cafés und Restaurants. Wir können euch die lokale Bäckerei von Tofino empfehlen mit leckeren Kuchen und einer tollen Aussicht auf die Stadt.

Wir verließen wieder Tofino, welches der westlichste Ort von Vancouver Island ist, und fuhren zurück in Richtung Nanaimo. Der nächste Halt war ein kurzer Besuch in einem ziemlich kleinen Regelwald und am Long Beach und das war wirklich mal ein toller Strand. Ein langer weißer Strand, Treibholz und Muscheln die angeschwemmt wurden, ein paar Möwen die auf Futtersuche und ein paar einzelne Blockhütten. An diesem Moment haben wir Vancouver Island in die Liste unserer Top 10 Sehenswürdigkeiten der gesamten Reise aufgenommen.

Der Sonnenuntergang abends sollte diesen Fakt noch einmal unterstreichen. Auf einer Decke am Strand konnten wir der Sonne zusehen, wie sie förmlich ins Meer verschwand. Die Nacht verbrachen wir am Campingplatz „Lost shoes“. Den Abend und die Lagerfeuerstimmung versüßten wir uns noch mit einer Flasche „Famous Grouse“ Whisky. Eigentlich fehlten nur noch die Cowboystiefel und die Wildwest-Romantik wäre perfekt gewesen.

Der Tag 3 auf Vancouver Island führte uns nach Ucluelet zu einem ziemlich alten Leuchtturm. Der Amphitrite Point Lighthouse wurde 1906 errichtet und wurde nach einem alten Kriegsschiff genannt. Anfang des 20. Jahrhunderts hat der damalige Holzleuchtturm den Schiffen auf rauer See gewarnt, nicht direkt aufs Festland zu fahren. Die Holzvariante hat leider nicht einmal 10 Jahre gehalten und wurde dann durch eine stabile Steinvariante erneuert.

Um ein bisschen mehr Hintergrundwissen zu dem Volk der Kwisitis zu erfahren, haben wir einen Halt bei dem dazugehörigen Visitor Center gemacht, ach was wären unsere alten Klassenlehrerinnen stolz auf uns, dass wir freiwillig ins Museum gehen. Das Museum zeigte auf einer sehr interaktiven Art, wie das Urvolk auf Vancouver Island lebte und wie die Sprache klingt. Schaut euch mal die Fotos der Texte an, eine sehr interessante Sprache. Ansonsten hatte das Museum wieder ein sehr einladenes Café und ihr wisst ja bereits wie das für uns endet!

Auf der Hintour nach Tofino ist uns schon dieser eine beeindruckende See aufgefallen, auf der Rücktour mussten wir einfach dort anhalten. Der Cameron Lake liegt zwar direkt an dem einzigen Highway nach Tofino, dadurch ist es relativ laut, doch der See hat solch ein klares Wasser, das wir einfach dort halten mussten für ein Picknick.

Die Picknickpause wollten wir uns noch mit einem Ciderbesuch im Cochiwan Valley versüßen. Doch dieses Mal hatten wir leider kein Glück. Aufgrund einer privaten Hochzeitsfeier war die Ciderei leider geschlossen, der Ort und das Colomate Valley waren trotzdem sehr schön.

Der Campingplatz für diese Nacht ist der größte von ganz Vancouver Island, aber für uns war es auch der Schlimmste. Der Goldstream Campground liegt kurz vor der Hauptstadt Victoria und hat 173 Stellplätze. Diese Stellplätze waren anscheinend auch bis zum letzten Platz ausgebucht. Nach unzähligen Suchen nach einem leeren Platz, durften wir uns auf einen reservierten Stellplatz hinstellen. Jeder Campingplatz hatte nur einen geringen Abstand zum Nachbarn und war mit 35 Dollar auch der teuerste Platz in Kanada.

Am nächsten Morgen mussten wir uns die Laune erst einmal mit einem großen Tim Hortons Kaffee und einem Apple Cranberry Walnut Muffin aufheitern.

Der erste Stopp führte uns zu einer stillgelegten Zugbrücke mit einem hohen Anstieg. Doch der Ausblick von den Bahngleisen sollte es in sich haben. Der nächste Punkt auf der To-Do-Liste war leider nicht so eindeutig zu finden. Die Sooke Potholes wurden so gut ausgeschildert, dass wir sie einfach nicht finden konnten. Der Weg führte uns am Flussufer entlang, der Weg war ziemlich uneben und irgendwann haben wir die Suche auch aufgegeben. Falls jemand die Potholes mal finden sollte, ihr könnt uns gerne mal ein Foto schicken.

Nach der kleinen Enttäuschung mit den Potholes wurden wir noch positiv überrascht vom Whiffin Spit Park. Dort saßen wir eine Weile und konnten noch ein paar Seelöwen auf Futtersuche beobachten.

Die Nacht verbrachten wir am French Beach und unsere Abendunterhaltung war es dem Meer und den Wellen zuzuschauen, der Sonnenuntergang hat uns dabei kräftig unterstützt.

Der nächste Morgen war sehr kalorienreich im Shirley Delicious, bestehend aus einer kleinen Finnhütte im Mitten vom Nirgendwo. Toller Kaffee, mega Schokobrownies, so kann der Tag für einen Besuch in Victoria doch gerne anfangen.

Victoria ist nicht nur die Hauptstadt von Vancouver Island, sondern von ganz British Columbia. Hier sitzt das Parlament und wie der Name der Stadt eventuell verrät, die Queen und das British Empire ist hier allgegenwärtig. So führte uns der erste Stopp auch gleich zum Regierungssitz des Parlaments. Hier wurde gerade der Queen zum Dienstjubiläum garantiert, da sie nun länger im Amt ist als ihre eigene Mutter. Irgendwie komisch die Queen vor einer kanadischen Flagge zu sehen. Aber solch ein Bild gibt es bestimmt noch in ganzen vielen anderen ehemaligen Kolonien. Ansonsten haben wir noch den verregneten Nachmittag verbracht, die Kolonialstadt und little Chinatown anzuschauen. Eventuell müssten wir Victoria noch einmal eine Chance bei besseren Wetter geben.

Und dann war unsere Reise auf Vancouver Island schon wieder fast vorbei. Wir sind dann noch den ganzen Weg nach Nanaimo zurückgefahren, um am nächsten Tag früh an der Fähre nach Vancouver zu sein. Wir hatten bereits am dritten Tag Vancouver Island auf unsere Top-10 Liste hinzugefügt und das sollte auch dabei bleiben. Diese Insel bietet so unglaublich viel, einsame Strände, einen Hauch von Großstadt in Victoria, alte unberührte Mammutbäume, alte Volksstämme, riesige Wellen zum Surfen und, und, und. Vancouver Island ist dafür bekannt alles von Kanada auf einer Insel zu enthalten, und das stimmt. Wer keine Zeit hat, dass komplette, riesige Land Kanada zu bereisen, der sollte seinen nächsten Flug nach Victoria buchen. Wir kommen auf jeden Fall noch einmal zurück!