Endlich eine Stadt, die man super erlaufen kann! Mit ihren 43 Hügeln ist das allerdings auch ein echtes Workout, umso besser, dass die Stadt vor coolen Cafés, Bars, Vierteln und Essensverführungen nur so überquillt.
Der gemeine San Franciscaner (?) ist eine lustige Mischung Anzugmensch (Financial District) und bekifftem Hippie (The Haight), leicht bekleideter After Work-Laufbiene (Jogging entlang Fort Mason und der Piers) und dem stylishen gay couple. San Francisco erinnert uns an die Heimat… dem Berliner kann die Stadt also nur gefallen.
Was dem Berliner seine Markthallen (z.B. Markthalle 9 oder die Marheinike Markthalle), sind dem SanFran-Foodie sein Ferry Building und seine Farmer’s Markets. Jedes Wochenende sind irgendwelche neuen, coolen Sachen am Start: Festivals in Japantown, die jüdischen Filmfestspiele, das Streetfoodfestival voller origineller Foodtrucks,… die Liste wäre lang.
Nicht mal eine Million Einwohner hat die angeblich europäischste Stadt der Vereinigten Staaten und trotzdem ist alles so Multikulti, das sie andere Metropolen um Meilen schlägt. Doof nur, dass es – wie ganz Kalifornien – Erdbebenregion ist; das letzte große Beben war in 1989 und zerstörte viele Straßen, Freeways und große Teile der Bay Bridge. Die Stadt hat unzählige Viertel und selbst nach mehreren Besuchen fühlen wir uns immer noch wie auf Anfang.
Die wichtigsten Viertel:
– The Marina und Embarcadero/Fisherman’s Wharf: alles nördlich und östlich am Wasser gelegene
– Mission District: spanisch geprägt; viel gutes mexikanisches Essen und Graffiti Art
– The Haight/Ashbury: Hippie-Zone; coole Läden und ziemliche komische, wenn auch lustige Gestalten überall
– Russian Hill: benannt nach dem im Goldrausch gefundenen russischen Trapper
– Castro: größtes Schwulen- und Lesbenviertel der Stadt
– südl. von Bay View/Hunter’s Point: größte afroamerik. Gemeinde
– Richmond: asiatisch geprägt und rund um den Golden Gate Park gelegen
– Chinatown und Japantown natürlich: asiatische Gemeinde, viel toller Asia-Trash und kurioses Essen
– South of Market (SoMa): Galerien, Kunst, Foodtrucks, nom nom!
– Downtown und das Financial District: überraschend viele Hochhäuser
San Francisco soll – was lernen wir nicht alles u.a. von Lily aus How I Met Your Mother? – ein arty Hot Spot sein! Und tatsächlich, die Stadt tummelt sich seit 1970 fortwährend unter den Top 5 der US-Städte mit der höchsten Dichte an Künstlern, Musikern, Tänzern und Schriftstellern. Man sagt den Leuten hier nach, dass sie wahre Bücherwürmer sind und gerne mal im Bus oder in der BART (Zug) nach dem Buchtitel und den ersten Seiten des Mitfahrers schielen. Man kann das Herz der Leute über seine Buchinteressen gewinnen und es sei wirklich ein SmallTalk-Thema. Laut Statistik werden hier mehr Bücher gekauft als in jeder anderen Stadt der USA, dreimal mehr Bücher in Bibliotheken gehortet als anderswo und hat den höchsten Anteil an Schriftstellern (nach Einwohnerzahl) im ganzen Staatenbund. Namhafte Autoren, die hier entweder gelebt oder über die Stadt geschrieben haben, sind z.B. Isabel Allende, Jack Kerouac („On the road“ ist hier der Klassiker), Charles M. Schulz (besser bekannt als „Peanuts“-Cartoonist) und natürlich Mark Twain.
Was die Stadt in den Kunsthimmel trieb, war allerdings die Fotografie. Als die Kunstform noch relativ neu und auf dem Kunstmarkt als zu kommerziell verschrien war, legten die Künstler der Bay Area erst richtig los und haben dem Rest der Welt bewiesen, dass Fotos zurecht eine noble Kunstform ist. Seitdem birgt die Schätze die größten und weltbesten Sammlungen; u.a. von Ansel Adams, der mit seinen Aufnahmen vom Yosemite National Park die Scharen der Touristen anlockte.
In Sachen Kunst darf die Musik natürlich nicht fehlen; die größten Musikstars der Stadt sind u.a. Janis Joplin und Santana. Wohl noch bekannter ist es aber als „Hollywood North“, obwohl sie das wohl gar nicht mögen… Björn wollte unbedingt dem Alamo Square einen Besuch abstatten, denn da sei das Haus aus „Full House“ (ihr wisst schon, die Sitcom mit den Olsen-Zwillingen) zu sehen. Hat zwar nie da gespielt, aber das Haus wurde immer eingeblendet. Die Stadt will nicht den tratschigen Hollywoodcharakter haben, sondern eher auf arty Sundance Filmfestbeiträge setzen. Doof nur, dass hier eine der besten Produktionsfilmen für Kassenschlager sitzt, American Zoetrope, die „Godfather“ oder auch „Lost in Translation“ produzierten.
Und weil Bay Area-Bewohner Sean Penn seine Finger vom Director stuhl nicht lassen kann, macht auch er fleißig coole Filme in der Gegend. Die offizielle Variante ist aber, dass er seine Kids nicht in Hollywood aufwachsen lassen wollte. In Berkeley sitzt eine weitere Firma, die für die Oscarhits „Einer flog übers Kuckucksnest“ und „Der englische Patient“ verantwortlich ist. Der wohl größte Star im SanFran-Filmbiz wird wohl aber George Lucas bleiben, der mit „Star Wars“ den Meilenstein für atemberaubende Visual Effects gelegt hat und so ziemlich in jedem Hollywood Blockbuster seine Finger in Sachen technische Effekte und Digital Arts im Spiel hat (naja, seine Firmen Industrial Light and Magic und LucasArts).
Ein paar Filmtipps für gemütliche Abende, die in San Francisco spielen:
– City Lights (1931) von und mit Charlie Chaplin
– Harold & Maude (1971), der durchweg super ist! Junger Bursche mit Affinität zum Tod und Hang zu inszenierten Suiziden verliebt sich in energische 79-Jährige.
– Dr. Doolittle (1998), wo Eddie Murphy mit seinen cool synchronisierten Tieren quatscht (u.a. Ellen DeGeneres und Chris Rock)
– The Game (1997) mit Michael Douglas, der Sean Penn das Leben zur Hölle macht
Ihr merkt schon, es gibt viel zur Stadt zu erzählen, und mit Steve Jobs und dem Silicon Valley südlich von San Francisco haben wir noch nicht einmal begonnen!
Irgendwann müssen wir ja mal mit unseren Laufschuhen in die Gänge kommen und haben unsere Ausflüge etwas aufgearbeitet. Es waren lange Tage mit ganz viel „Ooh“ und „Aaah“ und „Können wir hier mal rein und kucken?“ – In der Stadt gibt es unendlich viel zu entdecken. Da wir ja immer noch aufs Budget achten (müssen), haben wir uns selbst Sandwiches gemacht, Obst und Müsliriegel mitgenommen und waren ausschließlich Window shoppen. Luxus war hingegen guter Kaffee. Dafür ist die Gegend einfach zu bekannt (wie wird das erst in Oregon und Washington, den Mutterstaaten guter Coffee Shops?!).
Financial District in Downtown, Embarcedero, Ferry Building, Chinatown, North Beach und Lombard Street
Ja, hier kommt der Part, wo man selten Einheimische trifft. Es sei denn, sie machen ihr Lauf-Workout entlang der Piers oder kommen zum Business Lunch aus ihren Hochhäusern. Da die Werften entlang des Wassers heutzutage zu schmal sind, fungieren sie nur als Abfahrtsziele zu Touristenattraktionen wie Alcatraz oder eine Bootsfahrt um die Bay Area.
Da das Wetter an unserem ersten Tag eher grau bedeckt war (übrigens im Sommer wohl ein Klassiker; der Nebel hält sich), haben wir die frische Brise der Bucht ausgelassen und sind stattdessen mit feuchten Augen ins Ferry Building, dem Foodie-Mekka, gegangen. Dort gab’s für uns nur ein paar Gratiskostproben feinster Olivenöle in Weißbrot getunkt, ein paar Schokohappen in Mandelkrokant und eine kleine Portion Süßkartoffelchips und echte Kräuterpommes. Alles sehr, sehr lecker und sehr, sehr unbezahlbar für den Backpackergeldbeutel. Aber schön zum Ansehen war’s! Die Pilze zum Selbstanbauen sahen witzig aus und auch das zahlreiche Seafood wirkte frisch wie auf dem Gourmetteller.
Zu Alcatraz haben wir es in der ganzen Zeit nicht geschafft, aus dem simplen Grund, dass die Tickets über Wochen in Voraus ausgebucht waren. Naja, ein sagenumwobenes Gefängnis weniger auf der Liste… oder ein Grund, wiederzukommen und frühzeitig zu buchen.
Also wieder rein ins Hochhäusergetümmel und vorbei an der Transamerica Pyramid (Hassliebe-Objekt der Locals) und dem winzigen Redwood Park, dem Canessa Building (mit legedärer Black Cat Bar in den 50ern) in Richtung Old St. Mary’s Church mitsamt Park nach Chinatown!
Das Dragon’s Gate auf der Grant Avenue kann man nicht verpassen und für alle Personen mit gefüllter Blase empfiehlt sich ein Besuch im Starbucks davor. Machen eh alle und die Hütte ist trotzdem brechend voll. Die Grant Avenue selbst ist wirklich witzig: beginnt mit Designerläden von Prada bis Hermés und endet in Chinatown-Ramsch. Früher war die Straße als Rotlichtviertel berüchtigt. Aber die chinesischen Businessmänner haben ihren Geschäftssinn genutzt, Tourishops hingebaut und so Stück für Stück das Viertel verändert.
Das Drachentour wurde übrigens 1970 von Taiwan gespendet und, schwupps, schon hatte Chinatown sein angemessenes Smybol. Nachdem wir uns also an billiger Chinaware sattgesehen (cool, Weihnachtskugeln mit Origami-Vögeln!) und vom schlechten Angebot der Eastern Bakery schnell trennen konnten (wir haben da was sehr, sehr Komisches gegessen und es war kein Moon Cake, dabei sah es so lecker aus!), zogen wir weiter Richtung Russian Hill zur Lombard Street.
Dabei haben wir die Columbus Avenue in North Beach entdeckt, die mit italieniscen Flair angehaucht ist und vor Bars, Cafés und schönen Shops nur so überquillt. Hierhin lohnt es sich definitiv zweimal hinzugehen, denn die Seitenstraßen sollen die noch besseren Optionen bereithalten. Wir sind also vorbei an der Saints Peter and Paul Church, wo Marilyn Monroe für Hochzeitsfotos mit ihrem Joe di Maggio posiert hat (beide waren bereits einmal geschieden und damit nicht erlaubt, erneut kirchlich zu heiraten) UND wo die inzwischen wieder geschiedene Courtney Cox ihren Peter Arquette geheiratet hat unter Aufmarsch des gesamten „Friends“-Filmteams. Ja, unnützes Wissen können wir gut.
Auf dem Weg zur Lombard Street, der gebogensten, befahrbaren Straße der Stadt, sind wir noch fix durch Russian Hill durch, das uns gar nicht so russisch erschien. Hätten wir noch mehr Zeit gehabt, hätte das Viertel aber noch seinen Charme spielen lassen: Treppen steigen, Gärten und Dachterrassen bestaunen im Ina Coolbrith Park und in der Macondray Lane oder Eis essen bei Swensen’s Ice Cream (bisschen traurig sind wir bei den Sorten und Bildern ja schon…Grüntee & Litschi-Eis, Salziges Karamell-Eis, etc… schaut mal hier bei Yelp). Wir haben also zugesehen, wie die ganzen Touris in ihren Mietwägen die angeblich krummste Straße der Welt hinuntertuckern. Links und rechts davon laufen Leute entlang und knipsen Fotos. So wie wir. Hm… na gut. Die Straße ist mit ihren bepflanzten Häusern und Mittelstreifen ganz hübsch anzusehen, aber allein dafür lohnt sich der lange Spaziergang nicht. Vor der Erfindung des Autos war die Straße übrigens gerade und mit Pferdekutschen zu manövrieren.
Auf dem Rückweg haben wir, ohne es damals zu wissen, auch das Café Zoetrope mit dazu gehörigem Tower passiert, das Filmemacher Francis Ford Coppola und seiner Filmproduktionsfirma gehört. Auch in der Nähe, von uns wohl aber übersehen ist der berühmte City Lights Bookstore, der sich selbst als „irgendwie Bibliothek, die Bücher verkauft“ betitelt. Klare Untertreibung. Denn der Laden steht für Presse- und Buchfreiheit sowie Rebellion. Die Titel, die sie trotz Verbot in den 50ern veröffentlichen, kennen wir zwar nicht, aber der Buchladen ist bis heute eine Institution.
Ziemlich kaputt vom langen Tag sind wir gegen Abend wieder in die BART Richtung Orinda gestiegen. Und nein, wir sind zurück gelaufen. Die berühmten Cable Cars waren mit 7 USD für eine eher kurze Fahrt und großen Wartezeiten raus aus dem Rennen. Aber eine Woche später waren wir zurück mit neuer Energie und neuen Vierteln auf unserer Liste!
Japantown, the Haight Mitsamt, Alamo Square und der Golden Gate Park
Unser zweiter Ausflug startete mit der Nihonmachi Street Fair in Japantown. Lasst uns aber über die bewegte Geschichte des Viertels erzählen, denn die hat’s wirklich in sich. Irgendwie haben’s die Amerikaner wohl nicht so mit der asiatischen Gemeinde, denn schon in den 1870ern gab’s Exklusions-Gesetze, die Heirat und Jobanstellung für Japaner erschwerte. Nach dem großen Erdbeben 1906 flüchteten sich die japanische Gemeinschaft in das untere Pacific Heights-Viertel und siedelte sich dort an.
Später noch, als die Community längst in 2. und 3. Generation in den USA lebten und für sie im Krieg kämpften, veranlasste Roosevelt 1942 das Entfernen der japanstämmigen Anwohner an der Westküste. Daraufhin mussten die 7.000 Bewohner von Japantown nur mit einem Koffer ausgestattet raus aus ihren Häusern (die dann zu Spottpreisen einfach weiterverkauft wurden) und in Internierungslager. Dort wurden die sich völlig amerikanisch fühlenden US-Bürger mit japanischer Abstammung dann noch weiter gedemütigt und mussten zusammengepfercht und überwacht von Soldaten Eidesschwüre auf die USA leisten, um nicht nach Japan deportiert zu werden.
Die japanischen Amerikaner trugen ihren Fall dann vor Gericht und kämpften seitdem um Reparationsleistungen für ihre versteigerten Grundstücke und für einen offiziellen Entschuldigungsbrief seitens der Regierung. Die Entschuldigung bekamen sie dann endlich von George W. Bush; ihre Heime jedoch nicht. Sie wurden von der Regierung nach Japantown „zurückgesiedelt“, aber eben nur dorthin, wo es noch ein paar Grundstücke gab. Ihre wurden ja verkauft. Das alles scheint jetzt so weit weg zu sein, dabei ist die Community trotz Hello Kitty und Karaoke politisch noch ziemlich aktiv. Gerade das Gefangenenlager in Guantanamo ist ihnen ein Dorn im Auge.
Heutzutage ist das Viertel genau so, wie man sich Japan vorstellt: bunt, quietschig, kitschig, technologisiert und plüschig-kuschelig. Wir sind also im Japan Center versunken… vor allem der Kinokuniya Book Store hatte es uns angetan. Wir hätten uns mit Büchern und Kuriositäten für die nächsten Jahre eindecken können („Cool, Saladbesteck in E-Gitarrenform!“ / „Woah, schau mal die T-Shirts!“ / „Hammer, 500 gemusterte Origamiblätter mit Faltanleitungen!“ / „Sieh mal, eine Abteilung NUR für Tagebücher von Schwangerschaft, Buchclub-Bewertungsbögen über Travel Diary, Effizientssteigerungsnotizbuch bishin zum Essens- und Rezeptejournal!“)…aber wir waren wieder mal anständig und haben an das Gewicht unserer Backpacks gedacht, die wir nochmal 5-6 Monate mit uns herumtragen. Also nix mit Geschenken für die Ewigkeit! Wir hätten locker noch eine ganze Stunde in dem Buchladen verbringen können! Super cool!
Ansonsten gab’s draußen an den Ständen nur so belanglosen Kram, teures Bier, noch teurere Schals und ein paar Asia-Foodtrucks. Also weiter zum Alamo Square (das Full House-Serien-Musikintro mit der Realität abgleichen) quer durch viktorianische Baupracht und reichen Menschen hinter hübschen Fassaden. Und ja, irgendwann – nach gefühlten hunderten Häuser-Fotoshootings später – kamen wir auch mal am Park an. Die berühmte Häuserreihe mit Blick auf die San Francisco-Skyline steht noch, sieht gut aus, aber wohnen möchten wir darin nicht. Da posieren die Touristen tatsächlich vor deren Hauseingang, setzen sich auf die Treppe und riskieren einen Blick durch die Vorgänge. Man muss schon einen Hang zum Voyeurismus haben, um dort leben zu können. Der Park ist aber ziemlich nett und trotz kalifornischer Dürre gut besucht. Die Steiner Street sind wir dann bis zur Ecke Haight Street gelaufen und schon waren wir im Hippie Mekka!
In dieser Gegend scheint der „Summer of Love“ von 1966 noch allgegenwärtig zu sein. Alles sieht noch irgendwie psychedelisch, öko und farbenfroh aus und paar sich mit Vintage- und Plattenläden und Tattoo Studios. Hier weht ein linkspolitischer Wind durch die Straßen, was sich auch in den Buchläden abzeichnet und vermischt sich mit Marihuana, spirituellen Klängen und Räucherstäbchenduft. Der einzige Gap (große Klamottenmarke mit vielen Stores weltweit), den es mal gab, wurde solange von den Antikonsum-Antikapitalismus-Anti-Große-Ketten-Anhängern mit Steinen beschmissen bis Gap es leid war immer wieder die Fenster zu ersetzen und abzog. Das ist die Art von Stimmung, die hier herrscht. Radikale, Anarchisten, Punks und alle Rebellen und Ökos sind herzlich willkommen. Wenn man die Haight Street nur lang genug entlang läuft, kommt man geradewegs auf den Golden Gate Park zu. Wir waren inzwischen ziemlich laufmüde und haben uns erst einmal auf der Wiese mit Sonne aufgetankt und den SanFran-Boys and Girls beim Ball spielen zugeschaut. Dabei platziert man in der Mitte ein kleines Trampolin und wirft den Ball mit einmal aufkommen hoch, sodass der nächste ihn fängt. Ein bisschen wie Tischtennis nur mit Trampolin. Sieht blöd aus, scheint aber Spaß zu machen… 🙂
Bis zu den tollen chinesischen Gärten hätten wir es nicht mehr gepackt, aber das ist schon OK. Dafür haben wir das Busfahren ausprobiert und es sei gesagt: Habe das Geld immer passend dabei, denn es steht nur ziemlich klein gedruckt darunter (nicht im Sichtbereich), dass man die „exact fare“ braucht; es gäbe kein Wechselgeld. Um ein-zwei Dollar zu viel erleichtert saßen wir wenig später in Richtung Market Street und haben Leute im Bus beguckt. Da ist die afroamerikanische Frau, die ihren Schoßhund in der Tasche permanent dazu bewegen wollte, still zu sitzen (hat nicht geklappt), das Hispanics-Pärchen mit der schönen Freundin mit viel Glitzer auf dem Dekolleté und dem dicken Mann, der sich auf die für Sitze für körperlich Beeinträchtigte setzen musste. Insgesamt spannende Fahrt und den Füßen hat’s gut getan. What a day!
Fisherman’s Wharf und die Seelöwen, Golden Gate Bridge
Was an Ausflugstag 1 aufgrund der schlechten Sicht nicht so gut geklappt hat, holten wir diesmal nach. Die kunterbunte, überteuerte Fisherman’s Wharf mit seinen witzigen Shops und den sich räkelnden Seelöwen am Pier 39 (warum auch immer die sich nur da tummeln), immer der Promenade Richtung berühmter, roter Brücke folgend. Vorbei an Fort Mason und den vielen Fahrradfahrern und den Strand passierend (ja, auch im Kühlen gibt’s hier Bikinikörper zu bestaunen) bis wir die komplette Strecke am Marina Boulevard entlang zum Presidio National Park abgelaufen sind. Diese Tour eignet sich auch prima als Tagestrip mit dem Fahrrad, wenn man viel Geld (32 USD fürs Mieten/Tag) und Zeit (über die Golden Gate Bridge bis nach Sausalito und zurück!) mitbringt. Wir hatten ja Hundi Greta zu Hause, die auf uns wartete. Also Mini-Programm.
Dort angekommen, inzwischen war es schon voller Nachmittag, haben wir ca. 100 Bilder von der Golden Gate Bridge geschossen und sind den Hügel hinauf auf den Fußgängerweg, um auf der Brücke zu stehen.
Zur Brücke gibt es allerhand Fun Facts, also (imaginäre) Brille auf der Nase zurechtgerückt und aufgepasst:
– neben der Freiheitsstatue von New York City DAS Symbol für die USA
– 1995 zu einem der modernen Weltwunder erklärt
– 1937 eröffnet und bis 1964 die längste Hängebrücke der Welt (derzeit an 11. Stelle)
– die Hängebrücke an sich (ohne Zufahrtbrücken) ist 1.966m lang und hat 227m hohe Pylone
– während der Bauarbeiten war unter der Brücke ein Netz gespannt, das versehentlich herunterfallende Bauarbeiter auffallen sollte (einem wurde so das Leben gerettet [„Half-Way-To-Hell“-Club genannt]; ein herabfallendes Gerüstteil mit 10 Menschen hielt das Netz aber nicht…Pech gehabt)
– benannt nach der natürlichen Einfahrt zur Bucht, dem goldenen Tor (die wiederum wurde nach dem Goldrauschzeiten so betitelt)
– wie bei allen Brücken wird auch hier Richtung Stadt eine Maut von 6 USD fällig; Fahrradfahrer und Fußgänger gratis
– die Brücke sollte eigentlich grau (laut Architekt) oder schwarz mit gelben Streifen (laut Navy) werden; das Rostschutzmittel in Orange gefiel den Anwohner aber so gut, dass es schlussendlich so bestehen blieb (passte zum Namen)
– seit Eröffnung wurde die Brücke für ca. 1.600 Suizide genutzt: seitdem gibt es Diskussionen um die Errichtung eines Zauns, das vor dem Sprung hindern soll, da Brückenspringer „Impulsspringer“ seien und – wenn Versuch Nr. 1 verhindert – Versuch Nr. 2 gar nicht erst starten würden
– Bau des Zauns an der finanziellen Lage der Betreibergesellschaft gescheitert (50 Mio USD) und aus ästethischen Bedenken
– auf der Brücke sind mehrere Telefone angebracht, die der suizidgefährdeten Person im Notfall helfen sollen Hilfe in Anspruch zu nehmen, ABER aufgrund der Lautstärke des Verkehrslärms und der Windböen ist es technisch nicht möglich die andere Leitung zu verstehen… #epicfail
Wir müssen gestehen, dass der Weg zur Brücke schöner war als das Erlebnis auf ihr. Dichtes Gedränge mit hoher Kollisionsgefahr von Mensch und Fahrrad. Hat keinen Spaß gemacht und die Blicke sind besser auf als von der Brücke. Aber hey, was soll’s. Es ist ein lohnenswerter Spaziergang entlang der Bucht.
MISSION DISTRICT – DAS MEXIKANISCHE KREUZBERG-NEUKÖLLN
Kommen wir zu unserem eigentlichen, kleinen SanFran-Hightlight: dem Mission-Viertel. Der Lonely Planet-Reiseführer beschreibt es folgendermaßen: „Du weißt hier eigentlich nie, wen du triffst; Latinos, Lesben, Foodies, Raver, Karriereaktivisten, Chi-Chi-Designer, Punks, Prostituierte und Anzugmenschen.“ Sie alle gehören zum Viertel wie die Bohnen und Hackfleisch in den Burrito. Ungelogen, hier entlangzuschlendern, beschert seelische Freude. An jeder Häuserfassade entdeckten wir neue Kunstwerke, und zwar wirklich KUNSTWERKE!
Die Muralisten haben hier wirklich alles gegeben und wir sind neben der Balmy Alley und der Clarion Alley auch in so ziemlich jeder kleinen Seitenstraße gewesen, um die Wandkunst zu betrachten. Warum nur heißt der District jetzt „Mission“? Der schlaue Fuchs wird sich das Ganze aus der Zeit der Missionierung zusammenreimen können. Und ja, das bisschen Geschichte ist essenziell, denn hier liegen San Franciscos Wurzeln!
Auch „Mission Lands“ genannt, gehörte das Viertel zur 6. Alta California Mission, der Mission San Francisco de Asis. Das gleichnamige Gebäude „The Mission“ ist die älteste Kirche und das älteste Gebäude der Stadt und für 5 USD gibt’s indoor auch Führungen. Besagter erster, spanische Priester (jepp, Francisco) gründete seine Gemeinde 1776, doof nur, dass ihm nachgesagt wurde, die Einheimischen Ohlone für seine großen Stadtpläne gleich mal als Sklaven missbraucht zu haben. Im Dienste der Kirche eben.
Die Vertreiberei und Ausbeuterei in Zahlen: Die indianische Bevölkerung fiel von 400 auf 50 zwischen 1833 und 1841. Die Spanier und Mexikaner trieben die Ausbreitung ihres Territoriums weiter fleißig voran, jedoch abgespalten von Yerba Buena, heute bekannt als das eigentliche San Francisco. Die Expansion schritt voran, der Gold Rush war inzwischen schon im vollen Gange, die Stadt schon mächtig groß, sodass das Viertel rund um die Missionskirche schon wieder relativ verlassen war. Grund genug, den Raum zu nutzen und Kaliforniens erstes Baseballstadion zu bauen (1868) und sein Geld bei Pferderennen zu verlieren. In der Zwischenzeit siedelten sich neue Einwanderer an: Deutsche, Italiener und Iren. Nach dem schweren Erdbeben von 1906 besiedelten immer mehr Immigranten die Gegend, u.a. Polen und Mexikaner. Letztere prägen das Latinobild des Viertels noch heute. Einer der ersten Läden, die wir hier in Calle 24 besuchten, war ein Shop rund um das Werk von Frida Kahlo. Witzigerweise wurde der Laden von einer Peruanerin betrieben, was prompt in Begeisterungsschüben unsererseits über ihr Land endete. Ein Small Talk und kleine Souvenirs später ging es schon weiter die Straßen entlang zum nächsten pittoresken Fotostopp.
In den 70ern und frühen 80ern war das Viertel übrigens für seine große Punkszene bekannt. Ein Musikschuppen nach dem anderen machte auf. Kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen. Lediglich das Bild vom bücherliebenden San Franciscaner hat sich bestätigt: so viele tolle, kleine Buchläden, interessante Shops für allerlei Nonsens und schönes Unnützes und eine rege Cafékultur (Weizengras-Smoothie-Läden inklusive. Hello, we’re in California! People care about their teeth and health!).
In den 80ern und 90ern gesellten sich die Zentralamerikaner hinzu; gezwungenermaßen aufgrund der politischen Instabilität in den kleinen Ländern. Seitdem findet man entlang der Mission Street viele lateinamerikanische Banken, Geschäfte und Firmenbüros. Und was kommt danach? Richtig, der dotcom-Boom der 90er bis heute zieht die – Achtung, tolle 3er-Wortreihe – „young urban professionalists“ an. Damit kam auch die Gentrifizierung, die wir Berliner auch nur zu gut kennen (und nein, wir haben nichts gegen die Bio-Schwaben und die Immobilien-Dänen, die Prenzlbergs Apartments aufkaufen). So verdrängen sie nun ungewollt die Mittelschichtslatinos und Künstler in die äußeren Bezirke. Dem Ruf als „künstlerfreundliche Gegend“ hat es hingegen nicht geschadet, es sei bis heute immer noch das künstlerische und kulturelle Epizentrum der ganzen Stadt. Die zwei Galerien, die wir besuchen wollten, war jedoch entweder geschlossen oder sind umgezogen. Pech. Wenigstens findet sich an jeder Ecke eine taquería und viele Streetfood-Optionen, die uns schon von Südamerika sehr bekannt vorkamen, z.B. Mangostreifen mit Korianderdipp (heißer Sche!$).
Der District ist politisch geprägt; das merkt man vor allem an seinen Murals, den Street Art-Graffitis und Gemälden. So sieht man viele „murals“, die den fürchterlichen Umgang der US-Regierung mit Lateinamerika zeigen (hier zum Nachlesen) und die Frauenrechte darstellen seit lesbische Aktivisten im Viertel Einzug hielten (das women’s building ist beeindruckend!).
Einige Shops und Stationen, die sich wirklich lohnen:
– Women’s Building (tolles Gebäude… und innen befindet sich ein Pinboard mit Aktivitäten und Gratis-Kursen; unser Favorit „Wie finde ich den richtigen Mann?“)
– Balmy Alley und Clarion Alley (nennenswerte Artisten: Diego Riviera und Andrew Schoultz + diverse weibliche Muralistas)
– Galería de la Raza (da wollten wir hin, aber haben sie nicht entdecken können – unbedingt neue Adresse checken!)
– Dog Eared Books (toller Buchladen; es ließe sich ewig lang dort verweilen – draußen gibt’s Bücher zu verschenken und für ganz wenig Geld)
– Needles & Pens (wunderschöner Schmuck und ausgesuchte Magazine… nur leider unbezahlbar)
– Tartine (französisch-inspirierte Bäckerei; sah lecker aus; Warteschlange war uns aber zu lang und wie waren noch sandwichgefüllt)
– Bi-Rite Creamery (ein Eisladen mit ziemlich funky Geschmacksrichtungen, u.a. Summer Berry Coconut, Litschi, Basilikum, Erdbeer-Balsamico … Spitzenpreise für ein simples Waffeleis mit zwei Kugeln – 4,50 USD – aber wirklich ausgezeichnet; auch Popsicles und Softeis erhältlich)
– El Tonayense Taco Truck (wer Tacos will, findet den Foodtruck zwischen der 16th und der South Vann Ness geparkt – wir haben ihn vor Best Buy auf dem Parkplatz entdeckt – und haut sich den Wanst mit Quesadillas, Burritos und Tacos voll)
– Luz de Luna (ein unnütze, schöne Dinge-Laden rund um Frida Kahlo und mexikanische Folklore; bunt bunter Luz de Luna!)
– Panaderías (hier gibt’s wieder unser zuckersüßes Gebäck, Schweineohren und panes con queso!)
– Paxton Gate (daneben ist der hiesige Piratenoutfit-Ausstatter mit Aquarium-Kino; aber Paxton übertrifft alles in Sachen dubioser Dinge von Anatomiebüchern über Heilsteine bis hin zur Gartenabteilung und Miniatur-Kakteenwelten, die in großen Gläsern von der Decke hängen – super zum Stöbern!)
Ansonsten lasst euch einfach inspirieren! Wir hätten so gerne tolle Shirts und noch viele coolere Rucksäcke erstanden, aber das Budget sagt nein (nur ein Kugeleis for 2)… also Window Shopping und ein Backpack, der leicht bleibt.
FAZIT ZU SAN FRANCISCO:
Coole Stadt! Sehr unterschiedlich. Die Gegend verändert sich von einer auf die andere Straßenseite wechselnd, permanent. Genau wie das Klima. Man kann bei bestem Wetter an der Fisherman’s Wharf starten und landet im tiefsten Nebel und starkem Wind am Park, der zur Golden Gate Bridge führt. Im Mission District ist es dagegen immer sonnig, nur ein Viertel weiter fast ausschließlich bewölkt.
Wir kommen wieder!
Nützliches:
– Wer immer wissen will, was in der Bay Area abgeht, der meldet sich am besten für den Newsletter von FunCheap.com an. Alle 2-3 Tage gibt’s Updates für coole und oft kostenlose Events in SanFran, Berkely, Oakland und Umgebung!
Hier findet ihr noch das Video von Universal Studios:
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