Eines unserer absoluten Südamerika-Vorfreude-Highlights stand uns endlich bevor: Die Drei-Tagestour von San Pedro de Atacama nach Uyuni quer durch Boliviens berühmte Salzebene und entlang an zig Lagunen in allen Farben und Gesteinsformationen. Da wir unbedingt ein richtiges „Erfolgserlebnis“ haben wollten, haben wir entsprechend lange in San Pedro d. Atacama nach einem passenden Anbieter recherchiert. Gar nicht leicht, wie sich herausstellte. Befragt man Tripadvisor und die anderen Traveller in Hostels, die die Tour bereits gemacht hatten, ist keine Firma wirklich tadellos in allen Disziplinen. Bei denn einen gibt’s betrunkene Fahrer, bei den anderen schreckliche Unterkünfte, wenig Erklärungen auf dem Weg und wiederum woanders sei das Essen ungenießbar. Etwas erschöpft vom Preis-Leistungsvergleich haben wir uns schlussendlich für einen Anbieter der oberen Mittelklasse entschieden, den wir vor allem in puncto Sicherheit vorher gelöchert hatten; Estrella del Sur.

Bevor wir uns ans ausführliche Berichten machen, noch ein paar nützliche Details:

Firma: Estrella del Sur; auf der Hauptfußgängerstraße in S.P.d.A. gelegen (Calle Caracoles 238-A / viajesestrelladelsur@gmail.com)
Kostenpunkt: 105.000 CLP
Inkludierte Services:
– Transport im Minibus (mit Pick-up vorm Hostel) bis zur Grenze, dann geht’s im Toyota 4×4 Jeep weiter in Bolivien
– Unterkünfte in einer schlichten Hütte (Nacht 1) und in einem neuen Salzhotel (Nacht 2)
– vollverpflegung mit Softdrinks (Frühstück, Mittag, Kaffee & Tee, Abendessen – vegetarische Kost möglich)
– Flasche Sauerstoff

Nichtinkludierte Services:
Steuer an der bolivianischen Grenze (15 BOL)
Eintritt in den Parque Nacional (150 BOL)
– Parque Nacional Isla Incahuasi (30 BOL)
– Geld für den Kiosk für Snacks, Maisbier, Cocablätter & Co. (typisch bolivianisch)
– Geld für so ziemlich jede Toilette unterwegs (immer 2 BOL)

Tipp 1: Es ist unbedingt empfehlenswert vor Reiseantritt seinen Pass auf die „Tarjeta Única Migratoria“ zu prüfen. Ist das Papierchen, das man bei Einreise nach Chile bekommt und ausfüllen muss. Erst mit dem Stempel von der Grenze auf dem Papier darf man aus- bzw einreisen.
Tipp 2: Am Tag davor keine schweren Mahlzeiten essen und auf Alkohol verzichten. Es geht auf knapp 5.800 Höhenmeter. Die Luft wird fürs europäische Standardgemüt knapp; deshalb auch unterwegs viel trinken. Toiletten sind unterwegs zwar vorhanden, gerade für die Damenwelt empfiehlt sich aber lieber das „bano ecológico“…einfach outdoor pullern. Was man da manchmal zu sehen bekommt, lässt einen erschaudern.
Tipp 3: 2 Liter Wasser pro Tag, Kekse, Toilettenpapier, Schlafsack und Stirnlampe mitnehmen

So, nun aber los mit den schönen Fotos und ein paar kurzen Erzählungen dazu.

TAG 1:
Grenzfahrt – Laguna Blanca – Laguna Verde – Desierto Dalí – Aguas Termales – Geiser Sol de Manana – Laguna Colorada
Übernachtung im Hostel Huayllajara; 5er Dorm mit einem Bad für alle

Etwas müde noch sind wir kurz vor 8 Uhr in den Minivan gestiegen, wo auch schon unsere restlichen Tourbegleiter an Bord waren: sechs Briten, ein Inder und unsere zwei Hamburger Mädels Lea und Lara, die wir bei der Grenzüberfahrt von Nordargentinien durch die schöne Quebradaregion Richtung Nordchile kennengelernt haben. Ungefähr eine halbe Stunde später, vielleicht auch etwas mehr, kam mitten aus dem Nichts die bolivianische Grenze: Wellblechhäuschen und sehr einfache Hüttchen. Das Prozedere ging super fix. Im Bus hatten wir schon die etwas umständlich formulierten Zollzettel und das Einreisepapierchen für Bolivien ausgefüllt. In das eine Gebäude rein, Stempel abholen und einen Zettel abgeben, dann weiter zum Haus Nummer Zwei für den Zollzettel, der nicht mal angeschaut wurde. Wir hätten alles ins Land schmuggeln können; selbst die verbotenen Cocablätter, die uns Reisenden die Höhe besser hätte verkraften lassen. Schon dort schien die Luft dünn zu werden und auf dem Parkplatz bei unserem Jeep angekommen, haben wir unseren Guide Alberto kennengelernt, der uns gleich in die Kautechnik der Cocablätter eingewiesen hat. Aber dazu gleich mehr.

Denn erstmal wurde mit den Ankömmlingen von der bolivianischen Seite, wo unser erster Tag deren letzter war gemeinsam vorm Jeep gefrühstückt. So ziemlich das allerbeste Frühstück, was wir je hatten (vom KulturBerlin in Sucre abgesehen; aber das wussten wir damals noch nicht). Es gab Joghurt, Saft, haufenweise Käse- und Schninkenaufschnitt, massig gestampfte Avocado fürs Brötchen, Tee, Kaffee, Milch und eine Megaportion Bananen. Und wir begannen uns zu wundern, warum viele Traveller berichteten, das Essen sei furchtbar auf der Tour. Daumen hoch für Estrella del Sur. Es sollte bis auf wenige Ausreißer weiter schmackhaft bleiben. Es muss wohl an der Höhe gelegen haben, dass alle so reingehauen haben – anscheinend regt Höhe den Appetit und die Blase an (bei gefühlt jedem Tropfen Wasser hätten wir danach aufs Klo gehen können). Gut magenbefüllt wurden wir dann aufgeteilt in einen Jeep mit rein britischer Besatzung und wir vier Deutschen und der Inder Rahul, der sich als gruppenfotosüchtig herausstellen sollte.

Erste Amtshandlung im Jeep war der Genuss von Albertos Cocablättern. Eine handvoll Blätter (15-20 Stück) in die linke oder rechte Backe und dann wird fröhlich darauf herumgekaut bis die Cocaspucke fließt. Das Allheilmittel gegen die Höhenkrankheit. Ordentlich sprechen kann man damit nicht mehr und der ästhetische Aspekt… naja, sagen wir mal, wir waren keine Augenweide. Aber geholfen hat’s; ob nun dank Placebo-Effekt oder wirklich high vom Coca.

Die Aufteilung im Jeep war auch recht interessant. Vorne Rahul, in der Mitte zwei bis drei Personen und hinten auch ein bis zwei Personen. Wir Germans haben uns immer abgewechselt mit dem hintersten, weil engsten Sitz (Hut ab an Lara, die es am längsten hinten ausgehalten hat). Soviel dazu: Also ab auf die Piste!

Erste Station auf der Tour sind die weiße und grüne Lagune, die malerisch zwischen Berglandschaften gelegen sind. Dort haben uns dann auch die bedrohten Nationaltierchen, die Verwandten unserer lieben Guanacos, Vicunas begrüßt. Mitten im Weg und überhaupt nicht scheu. Fast so putzig wie Alpacas. Weiter geht’s an der Dalí-Wüste vorbei zu einem weiteren Tageshighlight, der Thermalquelle nahe des Geisirs. Etwas überrascht von der Größe des naturwarmen Pools, der nämlich winzig war, hatten wir – bis auf Partybär Rahul natürlich – wenig Lust darauf mit den Massen anderer Tourteilnehmer in den Minipool zu hüpfen. Außerdem blieb uns nur eine halbe Stunde maximum Zeit und – was einem auch keiner sagt – der Pool ist nicht in der Tour inklusive. Die paar Bolivianos waren keinen Aufreger wert, aber komisch fanden wir die Massentouriabsteige schon, die so gar nicht recht in die spektakuläre Landschaft passen wollte.

Kurze Zeit später fuhr uns Alberto, der übrigens nur Spanisch spricht (fremdsprachige Guides sind wesentlich teurer, aber unserer Meinung nach nicht notwendig; denn so viel redet man unterwegs dann doch nicht) zum Geiser Sol de Manana, wo wir die Höhe bei dem kleinen Spaziergang entlang der blubbernden Hügel schon stark gemerkt haben. Wir waren schnell aus der Puste und japsten nach Luft, aber die Cocablätter, die man theoretisch bis zu zwei Stunden im Mund behalten kann, haben gut geholfen.

Die Fahrt weiter zum letzten Tagespunkt, der colorierten Lagune, war atemberaubend und naturgewaltig… das Wetter hat zwischendurch Hagel abgeworfen, geregnet, dann wieder Sonne durchblicken lassen und die Gipfel in Wolken und Nebel gehüllt. Es sollte an unserer Unterkunft angekommen auch nicht wieder aufklaren, was der Laguna Colorada einen neblig-düsteren Touch verliehen hat. Und inmitten der Lagune bei windig kalten Temperaturen standen dann bestimmt 2.000 Flamingos am Seeufer. Ein toller Moment; auch bei Nieselregen und sulfatigem Matschboden.

Obwohl es noch recht früh war, um den Tag zu beenden (lass‘ es 15:30 Uhr gewesen sein), waren wir – ähnlich wie unsere Briten, die etwas nach uns ankamen – alle ziemlich platt und müde. Das Kaffeetrinken haben wir sichtlich genossen, um uns aufzuwärmen und auch die Suppe zum Abendbrot hat uns gemundet. Die öligen Spaghettis mit Zwiebel-Tomatensoße waren OK; auf den Streukäse besser verzichten; der gibt einen sehr ulkigen Nachgeschmack. Und nun ins eiskalte Bett (Schlafsack unbedingt empfehlenswert). [Na gut, wir sind Suchtis und haben noch zwei Folgen „Homeland“ auf dem Netbook geschaut.]


TAG 2:
Árbol de Piedra – Desierto Siloli – Lagunas Altiplánicas (Chiacota – Honda – Hedionda) – Volcán Tomasamil y Ollague – Salar de Chiguana
Übernachtung im Hotel de Sal Tambo Loma im Doppelzimmer mit privatem Bad

Den nächsten Tag haben wir mit einem Brötchen-Marmeladen-Kaffee-Cocatee-Frühstück gestartet und sind dann zum „Steinbaum“ und seinen steinigen Freunden in die Siloli-Wüste gefahren. Die fanden wir persönlich weniger spektakulär. Dafür hat uns der Ritt querfeldein an Felsen, moosartigen Yareta-Hügeln und viel steilem Geröll vorbei auf Trab gehalten. Und das alles für ein paar Viscachas; hasenähnliche Tierchen mit traurigen Augen und langem Schwänzchen. Anschließend wurden wir weiter mit drei Lagunen in der Hochebene belohnt: tolle Blicke, viele, viele Flamingos und sensationelle Fotomotive.

Nur unser Inder schien die Tour diesmal nicht so gut zu verkraften wie am Tag zuvor und musste sich mit großen Kopfschmerzen und Übelkeit herumplagen. Das Resultat aus der Übelkeit folgte kurz darauf; glücklicherweise in die Tüte und nicht direkt in den Jeep. Das Mittagessen kurz darauf (im Schneidersitz in einer Art Steinkreis als Sitzunterlage) hat er aber trotzdem angerührt. Reis mit Karotten, Gemüse-Omelettes (die schon den ganzen Jeep lecker zugeduftet haben) und ein Salat aus Tomaten, Gurken, Mais und Oliven standen zur Auswahl. Dazu wie immer des Südamerikaners Lieblingsgetränk: Coca Cola. Nach der Stärkung ging’s weiter zu den Vulkanen Tomasamil und Ollague, die wir vom Kletterparadies in der Salar de Chiguana aus betrachten konnten.

Auf dem Weg zu unserer Unterkunft sind wir an der Einnahmequelle der Uyuni-Region vorbeigefahren: Quinoa. Felder mit gelb und pink-rotem Quinoa, DEM Getreide der Inka, boten sich uns links und rechts. Maike freut sich schon jetzt wieder aufs dm-Shopping (den gelben Quinoa gibt’s günstig von Alnatura; leckerer ist aber der mit allen drei Farben von Rapunzel – online zu haben). Die Unterkunft hat uns übrigens positiv überrascht: Das Salzhotel schien schick und neu; nur an 5min-Duschen ab 18 Uhr (da gab’s einen regelrechten Ansturm) und 4h Elektrizität muss man sich gewöhnen. Stirnlampen unverzichtbar, wenn man die Hände freihaben will beim morgendlichen Packen. Erst gab’s wieder Käffchen und Coca-Tee und zum Abendbrot Hähnchen für die Jungs, (mal wieder) Käse-Gemüse-Omelettes für Girls. Dazu gebackene Banane, Pommes und eine Vorspeisen-Suppe. Als Nachtisch Pfirsich aus der Dose (die Sorte, die man auf Torten packt). Alles in allem lecker. Ach, und: An beiden Tagen wird einem eine Flasche Rotwein auf den Tisch gestellt, den die beiden wegen der Höhe aber weglassen. Punkt 18 Uhr gingen dann das Licht und der Fernseher an – der Startschuss für die Duschen. Unser Inder hat sich den ganzen Abend über das Bollywood-Soundtrack-Programm im Fernsehen erfreut und Björn hat sich sein „Schneider“-Bier gegönnt, das er sich in dem kleinen Ort San Juan kurz vor Ankunft gekauft hatte. Auch in der zweiten Nacht waren wir ziemlich geschafft und haben uns auf das große Doppelbett gefreut (ja ja, wieder mit zwei Folgen Homeland – keine sonderlich gute Einschlafhilfe :-)).

TAG 3:
Salar de Uyuni – Isla Incahuasi – Der Weg über den Horizont – Montones de Sal – das Dorf Colchani – Cementerio de Trenes
Ankunft in Uyuni gegen 13:30 Uhr

DER Tag der Tage: die größte Salzebene und Salzsee der Welt! Dementsprechend früh ging’s los, um den Sonnenaufgang in der schneeweißen Landschaft zu erleben – versucht mal müde um 4:30 Uhr morgens den Backpack zu packen! Den Damen in der Küche war es leider geschuldet (hatten das heiße Wasser für die Thermoskanne zum Frühstück später nicht fertig), dass wir den Sonnenaufgang auf der Isla Incahuasi nur ganz knapp verpasst haben. Nichtsdestotrotz lohnt sich das frühe Aufstehen, denn wenn die Kakteen-Insel inmitten von Salz von der Sonne angestrahlt wird, taucht es weiß-farblose Landschaft in ein sanftes Orange. Natürlich kommen jetzt die berühmten Fotos mit verschiedenen Ebenen: Mensch in Schuh, Dino frisst Mensch, etc.

Die Fahrt in Richtung Salzmine ist aber das, worauf alle hoffen. Hat es in den letzten Tagen geregnet, wird die Salzebene zum See und spiegelt den Horizont 1zu1. Und wir sollten das seltene Glück haben, genau diesen Spiegeleffekt erleben zu dürfen! Bilder können den Moment nicht beschreiben, wenn man dem Himmel entgegen läuft. Einfach einzigartig!

Die weiteren Punkte der Tour vorbei an Salzhügeln, dem Salzmuseum (bei unserer Ankunft geschlossen, da Sonntag) und dem Dorf Colchani, wo die Einheimischen allerlei bolivianisches Kunsthandwerk verkaufen. Auch der Zugfriedhof war nur noch Nebensache, war uns doch der Wow-Effekt der gespiegelten Landschaft noch nachhaltig im Gedächtnis.

Alberto hat uns wenig später in Uyuni abgesetzt und freundlicherweise noch vorher zur Bank und dann zur Bushaltestelle gefahren. Denn wir haben schon gehört, dass Uyuni nicht der Bringer ist. Und Björns 30. Geburtstag wollten wir daher lieber in Sucre feiern statt im grau-braunen Nirgendwo. Gesagt getan!