Das erste Mal: Auto mieten in Argentinien
Nachdem wir über einen Tag lang in zwei Bussen unterwegs waren, um nach der Kälte Punta Arenas‚ endlich wieder Sommersonne zu tanken, kamen wir endlich im 31°C heißen Puerto Madryn an.
Zwei Stunden in der brütenden Hitze und mehrere Hostel-Preisanfragen und -besichtigungen später sind wir im zwar etwas teureren, aber fantastisch ausgestatteten „El Gualicho“, eingecheckt. Erst einmal in die Hängematte und Shorts und Kleid angezogen. Oh süßes Leben!
Zur Hafenstadt selbst gibt’s nicht viel zu erzählen: Björn findet, dass es wie ein spanischer Touristenort mit Strandpromenade ist. Für Maike ist es ein eher mittelmäßiger Strandort, der von der einzigen Attraktion in der Nähe profitiert, der Halbinsel Valdés.
Laut Reiseführer wurde der 100.000 Einwohner-Ort von walisischen Siedlern gegründet und ist zwischen Juni und Dezember „the place to be“, wenn man Glattwale beobachten möchte.
Als alte Walfreundin hat sich Maike also besonders auf den Ausflug auf die Península gefreut. Im Hostel wurden Touren für 520 ARS p.P. angeboten (Start: 8:00 Uhr; Ende: 17:00 Uhr am Hostel, im Minibus); wir versuchten aber günstiger wegzukommen, indem wir uns ein Auto mieten und andere Hostelgäste fragen, ob sie sich ein Auto mit uns teilen. Gleich am ersten Abend kamen wir mit Daniel, einem Schweizer, ins Gespräüch, der genau das gleiche probieren wollte, aber am Kreditkartenlimit von umgerechnet 1.300 Euro scheiterte. Das verlangen die Autoverleiher nämlich als Rücklage. So ziemlich jede Autovermietung, die es auf der Hauptstraße Avenida Julio Argentino Roca gibt, vermietet Autos für 800-900 ARS am Tag. Allerdings mit viel, viel Selbstbeteiligung und das Schärfste: Schäden, die durch Pferde oder Guanacos entstanden, werden nicht getragen. Etwas entmutigt nach der Kostenkalkulation (Mietauto generell, max. 200 Freikilometer, mit Selbstbeteiligung, vollgetankt abliefern) sind wir wieder zurück ins Hostel und haben hin- und herüberlegt, wie wir trotzdem unter dem Touranbieterpreis von 52€ bleiben können… Und da kam Björn auf die Idee: Lass‘ uns doch mal bei www.billiger-mietwagen.de schauen (und nein: für die Schleichwerbung gibt’s keine Affiliate-Provision)!
Buchung über Deutschland, Abwicklung über Argentiniern
Billiger-mietwagen.de nutzen wir schon seit Jahren. Damit sind wir u.a. schon in Irland, England, Italien, Griechenland und Malta ganz gut gefahren (ein Schelm, wer dabei ans Wortspiel denkt). Und tatsächlich haben wir auch in Puerto Madryn einen Anbieter gefunden, der mit dem deutschen Miet-Dienstleister zusammenarbeitet. Und im Gegensatz zu dem eher mäßigen Angeboten vor Ort gibt’s über den Vermittler deutlich bessere Konditionen:
– Freie Kilometer ohne Beschränkung
– ohne Selbstbeteiligung
– in der zweitgünstigsten Autoklasse
– für 102€ ingesamt (also entspannte 25€ bei 4 Leuten im Auto)
– 1.300€ Kreditkartenbelastung, die nach Autorückgabe zurückgebucht wird (13.000 ARS)
Die Buchung hat Björn abends fix online übers Smartphone abgewickelt und gleich mit Visa-Card bezahlt. Am Tag darauf sind dann zur angegebenen Adresse mit dem ausgedruckten Voucher gegangen. Den benötigen die meisten Autovermieter als Bezahlnachweis und für die Autodetails. Die professionellsten und schnellsten Anbieter sind „Fiorasi Rent a car“ vielleicht nicht, dafür aber die bemühstesten.
Mit dem deutschsprachigen Voucher konnten sie erst einmal nichts anfangen – auch auf die Erklärung Björns hin, dass sie nur die Vouchernummer bräuchten und in ihrem System eingeben müssten, um Zahlung und Details zu prüfen. Irgendwie haben sie es dann doch als feste, bezahlte Buchung ernst genommen und uns einen weißen Fiat Siena „zurechtgemacht“. Bis dem Herren aufgefallen ist, dass die Buchung für die Woche darauf galt. Uppsala, Faux-pas unsererseits. Achtung beim Buchen: Wer spontan etwas für den nächsten Tag sucht, sollte genau aufs Datum achten. Denn das wird automatisch für eine Woche im Voraus dargestellt.
Jedoch waren die Mitarbeiter super flexibel und haben uns den Wagen trotzdem für unser Wunschdatum gegeben. Ein dickes Plus erhält Fiorasi von uns fürs exzellente Kartenmaterial und die top Erklärungen zu Baustellen, km-Entfernungen und Einbahnstraßen (denn davon gibt’s hier einige!).
Da das ganze Prozedere doch relativ lange gedauert hat, würden wir dringend dazu raten, alles am Abend zuvor zu klären. So könnt ihr gleich morgens los. Auto-Check auf Schäden, Kilometerstand und Zubehör war tip-top; auch bei Übergabe. Ein Luxusmobil haben wir nicht erwartet, aber der Steinschlag auf der Beifahrerseite war schon beachtlich. Und die Radkappen waren auch schon ziemlich lädiert. Ganz zu schweigen vom fehlenden Bremslicht hinten links. Aber es fuhr wie am Schnürchen.
Und bis auf „50km/h bei Schotterpisten„, „Achtung vorm Guanaco“, „Türen immer geschlossen halten als Windböen-Schutz“ und „Radio beim Verlassen des Autos immer mitnehmen“ war’s das auch schon mit dem Regelwerk.
Glücklich und mit geparktem Auto beim Hostel, sind wir zu Daniel, um ihm die frohe Nachricht zu verkünden. Und wen haben wir dabei noch getroffen? Eine weitere Schweizerin, die gerade mit dem Bus ankam und die wir kurzerhand mit eingeladen haben. Nun waren wir also zu fünft und haben mit Neubetanken auf dem Rückweg für 23€ anstatt der 52€ des Touranbieters bezahlt. Und das bei freier Zeiteinteilung und Fotostopps, wann immer wir wollten.
PENÍNSULA VALDÉS – Zwischen der Ödnis ein paar Tierchen
Wir warnen jeden Nachahmer vor: Lest euch vorher ein paar Sätze zur Halbinsel durch. Wer auf spektakuläre Aussichten und felsige Abhänge hofft, wird hier enttäuscht. So auch wir ein bisschen. Wir dachten, wir hätten die Ödnis der vergangenen Bustage hinter uns gelassen, aber leider ging es weiter flach und trocken weiter. Die ersten 100km zogen genauso langweilig an uns vorüber wie die nächsten 75km zur Punta Norte.
An einer der ersten „Stationen“, Puerto Pirámides, angekommen, wurden wir wenigstens mit hunderten Seelöwen und Seeelefanten entschädigt, die ihre Robbenbabies hüteten. Die machen wirklich die witzigsten Geräusche: eine Mischung aus Schaf, Möwe und Löwe. Und wie Muttis ihre Gören zurechtstutzen, wenn sie unangemeldet ins Wasser verschwinden, ist herzallerliebst.
Wieder im Auto haben wir uns den wenig lohnenswerten Ausblick mit Gesprächen vertrödelt. Astrid, die ihren Job bei einer (haltet euch fest, ein Klischee kommt um die Ecke: wie sollte es auch anders sein) Schweizer Bank gekündigt hat, hatte einiges aus ihrer Zeit in Argentinien zu erzählen (von Busdiebstahl in Mendoza, herrje herrje, über skurrile Typen in Buenos Aires). Auch der eher ruhige Daniel, der sich ebenfalls frisch als überarbeiteter Ex-Abteilungsleiter in die Freiheit entlassen hat, konnte uns mit ein paar Anekdoten bereichern. So kamen wir irgendwann am eigentlichen Highlight-Ziel der Route an, dem Punta Norte, wo wir bei maximalem Glück Orcas hätten beobachten können. Betonung auf „hätten“. Denn trotz „gedecktem Tisch“, wie es Astrid so schön formulierte – gemeint waren die vielen Jungrobben, die es galt an der Küste zu schnappen – ließ sich kein Killerwal blicken. Die Hochsaison liegt zwischen Februar bis April. Und wir waren zur richtigen Zeit dort, nämlich plus-minus 12 Uhr bei Flut. Etwas geknickt, ob der ruhigen See ohne Fontänen in der Ferne, sind wir weiter die karge Landschaft entlang, um zwischendurch ein paar Nandus und Guanacos zu erhaschen. Glücklicherweise ohne Zwischenstöße. Und Björn als Fahrer ist jedem noch so kleinem Federvieh ausgewichen; nachweislich dem „Martineta Común“, einem perlhuhnartigen Vögelchen, das mit Vorliebe auf die Straße rennt sobald ein Auto auch nur in Sichtweite ist.
Weiter auf der Ruta 3 haben wir zwei letzte Boxenstopps in Caleta Valdés (ca. 150 melancholisch auf den Ozean schauende Magellan-Pinguine aus der Ferne) und in Punta Cantor (dicke, gemächliche Seelöwen) gemacht, um dann flott wieder auf eine befestigte Straße zu wollen. Denn die Schotterpiste war neben der Leere links und rechts noch dazu staubig und laut (die Autotüren schienen auch nicht die stabilsten).
Nach 2 Stunden wieder in Puerto Madryn bei Fiorasi angekommen, haben wir das Auto abgegeben. OK, die lange Story dazu: Wir waren Punkt 18 Uhr da, so aber nicht die Dame vom Verleih trotz Ladenöffnungszeiten. Nach 20 min Warten ohne Erfolg und einem anschließenden kurzen Snack wieder zurück, verlief die Autoübergabe reibungslos. Nur Björns Kreditkartenrückbelastung wollte einfach nicht klappen; die Lady hing ewig inder Warteschleife von Visa fest, weshalb Björn sich noch bis 20 Uhr mit bangem Warten seine 1.300€ jemals wiederzusehen in dem Verleih herumschlug, während die Mädels zurück zum Hostel die Backpacks aus dem Gepäckraum hievten und sich noch fix frisch machten. Denn die Zeit saß uns im Nacken; um 21 Uhr ging der Nachtbus nach El Bolsón. Dementsprechend hektisch und leider etwas unentspannt verlief unser Abschied von Astrid, als das Taxi diverse Male vom Hostel hupte. Daniel sollten wir ein letztes Mal am Busbahnhof treffen, von wo aus er sich gen Süden machte, um auf chilenischer Seite seinen Weg zurück in den Norden zu meistern. Wer weiß, vielleicht sehen wir ihn ja in Bolivien oder Peru wieder?
Müde vom langen und heißen Tag war wieder einmal das Sitzfleisch gefragt: Wieder 13h Busfahrt… puh.
Tourenfazit: Kein Muss, obwohl die Kamera rückblickend erstaunlich gute Tieraufnahmen abgeliefert hat. Mit Orcas auf Robbenjagd wäre der Ausflug sicherlich zum „Muss“ aufgestiegen. Ein bisschen Glück gehört eben dazu.
Nützliches:
– mit Bus Sur von Punta Arenas nach Rio Gallegos (inkl. Grenzübergang): ca. 5-6h, 1.200 CLP p.P. (zusammen ~34€) –> super Busfahrt mit gratis Tee/Kaffee und Keksen und nettem Bus-Steward (auch belegte Brötchen gegen Aufpreis möglich); Grenze wie leergepustet, da Ferien zu Ende
– weiter mit Via Tac von Rio Gallegos (am selben Tag) nach Puerto Madryn: ca. 17-18h, 740 ARS p.P. (zusammen ~150€) –> mit Semi Cama (also schlafgerechtem Sitzverstellen) + Verpflegung (reden wir nicht drüber: geschmacksneutrale Ravioli-Pampe); Sitze in Ordnung; mit Filmbeschallung (ein [leider] mäßiger Anthony Hopkins-CIA-Film mit Chris Rock als erfolglose Rapnudel, die urplötzlich in Null-Komma-Nix zum Superagenten mutiert, um die Welt vor… na klar, bösen Russen zu retten); kurz vor Ankunft ein viel zu langer Boxenstop in Trelew (statt 15 min wurde es 1 h, die wir nach frdl. Rausschmiss nichtsahnend am Busterminal gewartet haben)
– von Puerto Madryn weiter mit Mary Valle nach El Bolsón: ca. 12-13h, 680 ARS p.P. (zusammen ~139€) –> auch wieder mit Semi Cama, aber an Platz für die Knie ist hier nicht zu denken; ein eingezwängter Akt des Grauens; noch dazu mit einem (mal wieder) schlechten Nicolas Cage-Endzeit-Film (er: Ehefrau-betrügender Pilot, der die Insassen seiner Maschine rettet, weil urplötzlich – ratet mal – logo: Gott (!) zuschlägt, um alle wirklich Gläubigen und Babies + Kinder in den Himmel zu holen – auf der Welt und in seinem Flugzeug rasten daraufhin alle aus, aber natürlich schafft er es das Ding zu landen und sich nebenbei mit seiner ebenfalls auf der Erde verbliebenen Tochter zu versöhnen (Muddi und Brudi sind natürlich in heaven)!
– Hosteltipp „El Gualicho“ in der Marcos A. Zar 480: erst seit 2 Jahren offen, gehört zu den internationalen Jugendherbergen (wer einen Ausweis besitzt, bekommt also Rabatt), 170 ARS p.P. im Mehrbettzimmer mit Bad, sind auch Touranbieter (u.a. natürlich für Valdés, die Punta Tombo-Tour [wieder Pinguine], Mountainbikes, Tauchen, Reiten, Kayaking, Trekking bis zum Punta Cuevas Kliff und optionalem Besuch des Walisischen Museums)
– Fiorasi Rent a car in der Avenida Julio A. Roca 165 – www.fiorasirentacar.com
– Parkeintritt zur Península Valdés: 180 ARS p.P. + 12 ARS fürs Auto