Die Reise geht langsam und gemächlich gen Süden. Nach 11 Stunden Fahrt von Santiago ins schöne Ferienörtchen Pucón sind wir müde und voller Vorfreude auf Vogelgezwitscher statt Großstadtlärm angekommen. Die Übernachtung im El Refugio ist ein echter Hit geworden: fast genau am Busbahnhof und doch ruhig gelegen, alles in holziger Skihütten-Optik gehalten, mit drei Hängematten und Tipi-Mehrbettzimmerzelten im Garten. Die Leute an der Rezeption international und super freundlich (haben uns auch u.a. die Kultur des Matetrinkens nähergebracht… naja, vielleicht werden wir noch Fan von dem bitteren Getränk) und alles total entspannt: wie richtiger Urlaub eben.

Bekannt ist das Städtchen für seinen aktiven Vulkan Villarica, das letzte Mal wohl 2005 ausgebrochen… allerdings nur Ascheregen, wenn wir’s richtig mitbekommen haben. Es ist das Outdoorsport-Mekka für Chilenen und Reisende zugleich. Von Rafting, Canyoning, Reiten, Wandern, Kayaking, Mountainbiking, Hydrospeeding, Thermalquellen-Erholung und natürlich der Vulkanbesteigung ist hier alles dabei.

Wir haben Tag 1 mit baden im See verbracht… eigentlich wollten wir Kajak fahren, aber es ließ sich partout kein 3er Kajak finden. So haben wir den Ort erkundet, in der Hängematte entspannt, gelesen, schaulustig die Leute am Strand beobachtet und die Strandverkäufer gleich dazu.

Eine weitere Kuriosität ist, dass hier rund um die Uhr alles auf der Straße direkt aus der heimischen Küche angeboten wird. Da zieht dann eine Lady mit Kühltruhe oder Warmhalte-Vorrichtung ihre Sackkarre die Straßen entlang und verkauft empanadas (leckere, gefüllte Teigtaschen), pastel de choclo (Maisauflauf) oder jugos naturales (frischgepresste Säfte) oder ensaladas (Salate). Die kocht und backt sie vorher in ihrer Küche und bietet sie dann unterwegs Touristen und Ladenbesitzern und auf Märkten an. Am Strand ist das Szenario ähnlich, nur eben auf „helado, helado, helado“ (Eis, Eis, Eis), Säfte, Süßkram, Boleros & Co gemünzt.

Für den zweiten Tag in Pucón hatten wir uns die Vulkanbesteigung vorgenommen. Für 50.000 Pesos (umgerechnet so 68€) pro Person inklusive Seilbahn für das harte, erste Stück sind wir also um 6 Uhr morgens aufgestanden. Wir wurden von einem der fünf Guides um 6:30 Uhr direkt am Hostel abgeholt, dann am nächsten Hostel mit weiteren Wagemutigen herausgelassen und dort mit Backpacks, Equipment und Tipps ausgestattet. Dann ging es weiter in drei Vans zum Ausgangspunkt mit Parkplatz mit letzter Toilettenmöglichkeit (das gute alte Dixi-Klo), ungefähr 20-25 Minuten von Pucón entfernt; auf 1.200 Metern. Wir waren sehr dankbar, den Lift auf die 1.800 Meter genommen zu haben. Von da aus – und ja, eine Gesamthöhe von 2.850 Metern klingt wenig, aber macht das mal – ging es die restlichen 1.050 Meter drei Stunden steil bergauf. Mit drei Päuschen und Foto-Stationen haben wir uns auf Vulkangestein und Gletscher-Eis abgeackert, um bei absolut bestem Wetter den rauchenden Vulkan zu bestaunen. Ohne Lava, dafür mit viel Schwefel-Qualm und super Panorama!

Tipp für Nachahmer: Unbedingt – auch wenn’s nicht eure Zeit ist – morgens mehr als eine Banane und halbes Brötchen essen. Maike wurde ab dem letzten Drittel ziemlich schwindelig von der Unterzuckerung. Aber der Guide hat ihr die letzte halbe Stunde mit Händchen halten den Weg nach oben geebnet. Und der nächste Guide hat ihr stark gesüßten Honigtee aus der Thermoskanne angeboten. Also konnten wir den Ausblick und das Schakka-Erlebnis alle gut genießen. Esst Kekse, wenn Brötchen kauen zu anstrengend ist. Zucker, Zucker, Zucker!

Kommen wir zum Highlight der Tour: Wenn’s nach oben geht, muss man ja auch irgendwie wieder runter. Und zwar mit Plastik-Schlitten in Gesäßoptik. Jetzt konnten wir das gesamte Equipment, das wir mitgeschleppt hatten, endlich nutzen! Noch eine Jacke, noch eine Hose und eine – jetzt kommt’s – Windel zum Überziehen, woran auch die Gesäßrutsche befestigt war. In einer Bobbahn ging es dann mal rasant, mal entspannt runter, den Eispickel dabei immer als Bremse oder Beschleuniger! Meine Güte, hat das Spaß gemacht. Könnt ihr euch als Video ansehen! Ein Riesenspaß!

Unten war wirklich alles bis zum Schlüppi nass, ist aber bei letzten sandigen Stück nach unten wieder halbwegs getrocket. Wieder in die Vans, zurück zum anderen Hostel und die Tour bei einem kühlen, von der Crew gesponserten Escudo (chilenische Biersorte) ausklingen lassen. Wow, waren wir erledigt am Nachmittag und komplett verdreckt. Erst einmal eine Dusche und Wäsche waschen. Wenn ihr unsere Wanderschuhe sehen könntet. Verstaubt, sodass es kaum noch abwaschbar ist. Aber was für ein Trip!

Und hier noch ein Beweisvideo vom Vulkan-Trip: