CARTAGENA, DIE PERLE DER KARIBIK

Wer an Karibik denkt, dem kommen augenblicklich Bilder von einsamen weißen Stränden, einer Palme mit massivst vielen Kokosnüssen (davon selbstverständlich eine mitsamt Strohhalm in der Hand) und azurblauem Meer. Ganz so wie auf der 90er Jahre Fototapete sieht es „in echt“ nicht aus, aber die Ansätze stimmen. Und Palmen und Meer gibt’s jede Menge. Und tropische Temperaturen! Einmal im frühlingshaften Medellín in den Flieger eingestiegen, wurden wir eine Stunde später bei knapp unter 40°C in Cartagena ausgespuckt. Das Zeitersparnis von über einem Tag in Bus wollten wir für Strand und Erholung nutzen bevor wir Südamerika endgültig Goodbye sagen müssen.

Ein muffiger, alter Stadtbus am Flughafen war schnell gefunden und wir samt schwerer Backpacks schwitzend an Bord. Zwanzig Minuten später im gefühlten Nirgendwo herausgeschmissen, haben wir unser Hostel (keine Empfehlung wert) gefunden, uns in die Hängematte gelegt und sind drei Stunden vor Sonnenuntergang ins bunte Stadttreiben Cartagenas eingetaucht. Eine bunte Häuserfassade wechselt die nächste ab und alle sind so ultraentspannt und – ganz Karibik eben – „komm-ich-heut-nicht-komm-ich-morgen“-mäßig drauf. Von einem pittoresken Schauplatz zum nächsten haben wir uns langsam ins Zentrum vorgeschlendert…dabei ein Eis essend, nachher Bier trinkend auf den Sonnenuntergang wartend…

Cartagena hat uns begeistert mit seiner bunten Mischung aus schön und schäbig; Street Art und Kolonial-Charme; sauber und dreckig.

Fun Facts:
Cartagena de India ist die erste spanische Kolonie auf dem südamerikanischen Kontinent
– erste Ort, der afrikanische Sklaven in Freiheit leben ließ
– mit großem, ethnischen Mix besiedelt
meistbesuchte Stadt von Touristen in ganz Kolumbien

Die schönsten Viertel sind Getsemaní (zum Ausgehen und Feiern), San Diego und El Centro. In Getsemaní haben wir am Plaza Trinidad kleine Fußball-Kids beim Kicken mitsamt riesiger, anfeuernder Menge beobachtet. Ein tolles Schauspiel! Die vielen blumengeschmückten Balkone und Gässchen sorgen automatisch für den gemäßigten Touristen-Gang. Weshalb wir an jeder Ecke einfach stehen bleiben mussten, um wieder irgendein nettes Geschäft (nur window shopping, of course) oder Postkartenmotiv zu entdecken. Die historische Altstadt ist ein Klassiker unter den Walking Touren und romantisierte Pferdekutschentouren mit behäbigen Kolumbianern oder reichen Asiaten Standard. Jeden Abend startet ab 18 Uhr ein Open Air Tanzevent mit afrikanisch inspirierten, kolumbianischen Tänzen am Plaza Bolivar. Die Stimmung ist ausgelassen und wir haben dort über eine Stunde verbracht. In solchen Momenten hätten wir uns zwar unsere geliebte Kamera zurückgewünscht, aber umso entspannter konnten wir die Atmosphäre aufsaugen.

Es gibt einen Haufen wunderschöner Kirchen, die man allesamt besuchen kann (natürlich gegen Eintritt)… die haben wir aber getrost ausgelassen und sind weiter bummeln gegangen.

Das Nachtleben spielt sich rund um den Plaza Trinidad ab; wo auf einmal bei hereinbrechender Dunkelheit überall Tische und Stühle auf den Straßen aufgebaut werden und Lichterketten das Viertel zum Leuchten bringen. Wir haben uns eine klasse Quesadilla gegönnt und haben uns einen großen Pitcher frisch zubereiteten Sangria-Pitcher mit leckeren Früchten bestellt (teuer, aber lecker: der letzte Luxus vor Nordamerika).
Im „Girasoles“ haben wir uns einige Tage später ein vegetarisches menu del dia geteilt und haben San Diego entdeckt… viel erzählen, braucht man über Cartagena nicht. Man muss es gesehen haben… die Sonne und die Hitze machen einen matschig und schwärmerisch.

Der Tayrona-Nationalpark – Baden in der Karibik

Ein schönes Tagesausflugsziel mit Camping-Möglichkeit (niemals bei der Hitze! Zelt-Tod garantiert) von der nächstgelegenen Stadt Santa Marta (4h mit dem Bus von Cartagena) ist der Tayrona Nationalpark. Der Weg zur Busstation ist relativ easy und die Fahrt leistbar… wir müssen gestehen, seit Medellín unsere Bus- und Übernachtungskostenaufstellung vernachlässigt zu haben. Wir können nur noch schätzen, was alles gekostet hat. Reisefaul waren wir wohl am Ende…

Am späten Vormittag angekommen, gibt’s am Parkeingang erst einmal eine komische Einführung seitens eines desinteressierten Parkrangers, der zwar ein Mikro besitzt, es aber nicht einsah auch zu nutzen. Dementsprechend wenig haben wir von der obligatorischen Geschichte mitbekommen. Danach ernsthaft Schlange stehen für ein Eintrittsticket in den Park mit Leuchte-Clubbändchen. Unser Versuch, wie im archäologischen Park in San Agustín mit der berühmt berüchtigten Führerschein-Universität vergünstigt hineinzukommen, sind kläglich gescheitert. Die Dame hat das Wort wohl in den Google Übersetzer geworfen und war etwas angesäuert als sie uns unseren angeblichen Studentenausweis wieder zurückgab. Also den vollen Gringo-Preis bezahlt (Kolumbianer zahlen einen lächerlichen Bruchteil) und hinein ins Abenteuer… nagut, wenn Abenteuer der nächste Bus heißt. Denn die ersten 6km führen an einer wenig spektakulären Straße entlang, die man – laut Travellertipp – getrost beim Wandern auslassen kann. Gesagt, getan. Und sie hatten Recht. Am „echten“ Eingang angekommen, ging es dann aber los. Die Strecke schien auf der Karte einfach und tatsächlich hat sich das bisschen Stock und Stein trotz Hitze mühelos und erstaunlich schnell erlaufen. Die Ausblicke auf den Ozean waren sagenhaft, aber die Bäume und Palmen haben uns mehr begeistert.

Am Strand angekommen, haben wir die nächsten Stunden mit Baden bei super Wellengang und Relaxen verbracht. Ein gutes Buch. Ein paar Kekse. Was will man mehr?
Der Bus-Rückweg nach Santa Marta war zwar vollgestopft, aber der Postkarten-Strand noch in unserem Gedächtnis.

Ehrlicherweise können wir zu Santa Marta nicht viel erzählen, denn es war nur unser Stop over zu anderen Ausflugszielen. Aber wir haben eine super Übernachtungsempfehlung: La Guaca! Noch nie so nettes, kompetentes Personal gehabt! Super Ventilatoren für JEDES Bett plus Licht. Viele Hängematten, super Frühstück, tolle Küche und ein Wahnsinnsmusikgeschmack der Rezeptionisten! Ein herzliches aufgenommen werden und Rundum-Sorglos-Paket.

Am nächsten Tag haben wir unser Hauptgepäck in Santa Marta gelassen, um noch zwei Nächte Strand und Seele baumeln lassen zu genießen bevor der Abflug naht (und ein vollgestopfter Sightseeing-Tag in Bogotá). Also haben wir wieder den Bus Richtung Tayrona Nationalpark genommen, nur sind wir diesmal durchgefahren bis nach Palomino.

Ein Hängematten-Traum wird wahr…

Palomino erscheint auf dem ersten Blick unspektakulär, denn die Hauptstraße des Örtchens ist nichts weiter als Staub, Tankstelle und Fressbuden. Wer aber die 15 Minuten Richtung Strand läuft, der merkt, dass hier Surfer, Hippies, Yogalehrer und Aussteiger ihr neues, kleines Zuhause gefunden haben. Unsere Unterkunft „La Ola“ war schnell gefunden und wirklich DAS Schnäppchen in der Gegend (gerade mal 5-6€). In einer traditionellen palmengedeckten Hütte übernachtend haben wir unsere paar Habseligkeiten schnell sortiert und sind – na klar! – zum Strand, um – na, doppelt-klar – das Finale vom Copa América (Chile gegen Argentinien) zu schauen. OK, ehrlicherweise haben Björn und Lena das Finale geschaut bei kühlem Bierchen und Maike ist zum Strand bei ebenfalls kühlem Bierchen (ja, oh staunet, sie trinkt zwangsweise Bier mangels preiswerter Alternativen).
Chile sollte an diesem Abend gewinnen (juhuuu) und der Sonnenuntergang sollte es gut mit uns meinen. Den Abend haben wir dann bei Snacks und Gin Tonic ausklingen lassen und sind müde und moskitoflüchtend ins Bett gekrabbelt.

Tag 2 begann genauso entspannt wie Tag 1 aufgehört hatte – nur, dass wir überall zu spät fürs Frühstück dran waren und so – ganz südamerikanischer Servicegedanke – nach Betteln und „das haben wir aber nicht mehr, das geht nicht mehr“-Geplänkel seitens der dicklichen Kellnerin doch noch irgendwo ein genießbares Frühstück ergatterten. Dann Strandzeit, nichts tun, Strand, fantastisches Mittagessen im La Ola und wieder nichts tun. Es war herrlich! Eigentlich wollten wir noch den Fluss gemütlich auf Gummireifen hinunterdümpeln, aber das „nichts tun“ war einfach so verlockend. 🙂
Ziel erreicht. Ausgeruht.

Letzte Station vor dem großen Finale: Bogotá!
Nützliches:
– ÜN in Santa Marta im La Guaca, Carrera 8 # 28-61
– ÜN in Palomino im La Ola, einfach Richtung Strand laufen, auf der rechten Seite
– ÜN in Cartagena, beide Male unterirdisch und deshalb nicht erwähnenswert. Man merkt, dass es DER Touristenmagnet ist. Teure Zimmer für wenig Komfort. Mal wieder ein Airbnb-Dilemma. Das Thema ist durch bei uns – zumindest in Südamerika. Die verstehen das Prinzip einfach nicht…