Das Supermarkt-Angebot
Wenn man die Supermärkte betrachtet, so haben die Chilenen eigentlich Glück mit ihren Klimazonen: Es ist alles da, was der hiesige Exporteur auch nach Deutschland schaffen würde. Vor allem Obst und Gemüse sieht super lecker aus (allerdings stehen nicht wie bei uns die Landesdeklarationen drauf) – wir hoffen also, dass es zumindest vom selben Kontinent stammt.
Im Sommer ist Wassermelonenzeit und die Dinger können locker als Gewichte im Fitnessstudio fungieren. Salate gibt’s hier en masse und kommen, ähnlich wie Kräuter, teilweise mit kompletter Wurzel in den Verkauf. Die Basilikumstengel sehen vielleicht klasse aus! Kräuterli Nummer Eins ist hier Koriander; einfach überall kommt das duftende Grün ran – vor allem an ceviche (Limetten-marinierter Fisch; eigentlich peruanisch) und Salate.
Nun ja, das Käseangebot ist in Ordnung. Ziegenkäse gibt’s eine Menge und undefinierbaren Formkäse ohne Namen. Fleisch ist in allen Formen und Farben da – und hat auch seinen Preis. Trotzdem essen die Chilenen viel davon; vor allem Rind und Hühnchen. Auch Fisch ist natürlich der Renner – schließlich liegt die komplette Westseite des Landes an der Küste und Lachsfarmen haben sich vor allem in Südchile etabliert.
Wenn man etwas aus der Panaderia (Bäckerei) oder Obst- und Gemüsetheke kaufen möchte, funktionieren die Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen noch exzellent. Anstatt selbst abzuwiegen, machen das hier Angestellte für einen. Da steht man dann nochmal gerne Schlange.
Brötchen gibt’s hier im klassischen Vierer-Stil (was bei uns die Doppelten sind) und auch Toastbrot ist hier ein Klassiker. Nach Schwarzbrot (außer dem trockenen, überteuerten Kastending) braucht man nicht suchen. Wussten wir aber schon.
Witzig ist, dass die Chilenen voll auf Torten abfahren. Da kann man sich komplette Torten samt Verpackung gleich mitnehmen. Mächtige Sahneteile garniert mit noch mehr Zucker.
Marmelade gibt neben der normalen Form im Glas auch in praktischen Nachfüllpacks zu kaufen und sind wesentlich günstiger. Und wenn wir uns mal was gönnen wollen, holen wir uns für rund 1000 Pesos eine „Golden Nuss“ Schokotafel.
Die Chilenen stehen auf bebidas (Softdrinks) aller Art und die beliebtesten Saftsorten laut Auslage müssen wohl Ananas und Pfirsich sein. Die bekanntesten und besten Biere sind Kunstmann und Cólonos; aber am preiswertesten (und auch trinkbar) ist Escudo.
Wein ist natürlich ein Kulturgut in Chile. Und die besten Rebsorten – Cabernet Sauvignon und Carménère (ursprünglich aus Frankreich; jedoch dort „kaputt“ gegangen und nur noch hier zu haben) – kommen aus Zentralchile. Als wir mit dem Bus entlang gefahren sind, haben wir über Stunden links und rechts nur Weinfelder gesehen. Und Sonne satt.
Einziger Wermutstropfen: Die Preise haben allesamt deutsches Niveau.
Von Frühstück bis Abendbrot – Was der Chilene isst:
Das Essen ist wirklich sehr „solide“, wie Björn sagt. Durch unsere teils lokalen hospedaje-Unterkünfte bekommen wir die typischen Essgewohnheiten der Chilenen ein bisschen besser mit. Bei der Familie, die wir in Castro auf Chiloé kennengelernt haben, gab es ein einfaches Rindersteak an Knoblauch und Tomatenscheiben zum Abendessen oder auch mal vier Rinderfleischscheiben als Geschnetzeltes mit einem Ei in der Pfanne vermengt. Das stockt dann fein und wird mit Brötchen gereicht.
Das heimliche Nationalgericht ist aber „lomo a lo pobre“ oder „chorrillana“ – ein Pommes-Berg mit Steak (oder gebratenes Rinderfleisch) und darüber Spiegeleier. Teilt man sich meistens. Auch echt nötig bei der Masse. Das eigentliche Nationalgericht ist aber „pastel de choclo“ – der berühmte Maisauflauf, wo irgendwie alles reinkommt: Hühnchen, Ei, Rosinen, Hackfleisch.
Natürlich „süßelt“ es auch den Chilenen und da kommt er mit den überall präsenten „kuchenes“ (der chilenische Plural von „kuchen“) voll auf seine Kosten! Traditionellste Kuchen sind – haltet euch fest – „Lemon Pie“ und Apfelkuchen. Man spürt den deutschen Einfluss an dieser Stelle merkbar. Kekse sind auch hier der Renner und gibt es ziemlich günstig regalweise zu erstehen. Wenn wir uns mal etwas Luxus gönnen wollen, dann kaufen wir uns eine „Golden Nuss“ Schokotafel mit Mandeln. Ein Gedicht!
Aber weil frittiert das neue Gemüse ist, wird man in jedem noch so kleinen Ort papas fritas (Pommes) finden. Das geht immer. Und die completos (Hotdogs mit allen erdenklichen Füllungen; der Klassiker: Avocado, Mayo und Tomate) und empanadas (gefüllte Teigtaschen) mit diversen Füllungen wie carne (Fleisch), napolitana, salmon oder jambon y queso finden sich an jeder Ecke.
Dass in Chile also viele ein bisschen mehr Hüftgold haben, erklärt sich von selbst…
Zum Süßen von Tee & Co nehmen die Chilenen keinen Zucker, sondern Stevia. Muss man mögen. Und Milch zum Kaffee kann man vergessen. Wenn dann nur in Pulverform und meist recht klumpig. Wer wirklich „echten“ gemahlenen Kaffee bestellen möchte, probiert’s mal mit „cafe en grano“. Der ist natürlich ziemlich teuer, bietet aber mehr Geschmackserlebnisse als die Instantplörre. Wir werden zu Kaffee-Schwarz-Trinkern und sehnen uns schon jetzt nach unserer Kaffeemaschine. Und das passiert ausgerechnet auf dem Kaffee-Kontinent! (Wir hoffen auf Kolumbien.)
Vom Frühstück darf man nicht allzu viel erwarten. Mit Brötchen, Marmelade und Instantkaffee hat sich’s bereits. Ein wahrhaft gutes Frühstück ist es, wenn es neben einer Sorte Marmelade auch noch Käse und Wurst im Angebot gibt. Etwas Gesundes wie Obst darf man nicht erwarten.
Es wird eigentlich immer zwischendurch gesnackt (wie etwa empanadas oder mote con huesillo [DAS leckerste Getränk ever: Pfirsichkonzentrat mit getrocknetem Pfirsich und mit Weizen]) und abends ab 21 Uhr begonnen zu kochen.
Die Fischgerichte haben wir noch völlig außer Acht gelassen – liegt wohl daran, dass wir beide nicht so auf mariscos, also Meeresfrüchte, stehen. Dabei sollen die außerordentlich lecker sein! Zum Beispiel „machas a la parmesana“ (Amerikanische Schwertmuscheln, in Parmesan und Weißwein gebacken) und Seegerichte als Eintopf wie „paila marina“ und „caldillo de congrio“ (wohl Pablo Nerudas Lieblingsessen).
Hier eine kleine Bilderauswahl (teilweise nur Handyqualität):
Schöne Aufzählung, was meiner Meinung nach allerdings fehlt ist „dulce de leche“, eine Art Karamell dass sowohl aufs Brot geschmiert oder in Kuchen verarbeitet wird.
Wenn man ein frisches Stück Fisch (z.B. Lachs) einfach gegrillt mit Salz, Pfeffer und Zitrone haben will, dann muss man „.. a la plancha“ bestellen. Über alles andere kippen sie nämlich gerne sehr cremige Saucen, Käse oder sogar Mayo. (Häufig mit Kapern garniert).
Alles Gute auf eurem weiteren Trip 🙂
Achja, Asado (Barbecue) ist auch sehr beliebt, wenn auch nicht chilenisch sondern Argentinisch.
Liebe Marcia, vielen Dank für den Hinweis, stimmt „Dulce de leche“ ist auch noch eine Besonderheit. Es ist ein bisschen unser Nutella-Ersatz in Südamerika 🙂