Was macht man wohl an einem richtig sonnigen, warmen Tag in der Nähe von San Francisco? Richtig, am Strand entspannen und seinen Hundi bespaßen! Also haben wir uns von unserem Work Away-Housesitting Job in Orinda losgemacht, um mit dem Auto Richtund Nordwesten über eine der vielen Brücken zu fahren und in weniger als einer Stunde am Strand zu liegen.

Der Ausflug war für unsere blonde Schönheit a.k.a. Labradorfellknäul eine Wohltat bei den heißen Temperaturen und dementsprechend oft ist sie bei ihrer Lieblingsbeschäftigung „Fang den Ball“ ins Wasser gesprungen und nass-verdreckt wieder herausgekommen. Unser überglückliches Tier konnte vom hundefreundlichen Strand gar nicht genug bekommen und hat den Ball selbst bei Verbuddlungsaktionen erschnüffelt und ausgegraben. Wir haben den Nachmittag mit Lesen am Strand und People Watching zugebracht, was sonst?

So haben die coolen Kids mit einem Skimboard, eine Art flaches Surfbrettchen, mit dem sie auf den „Wellchen“ am Sandstrand ihre ersten Übungen zum nächsten, großen Profi machen. Und die ganzen Fitness Mums verstehen unter Picknick am Strand eine Kühlbox mit gekauften Subways-sandwiches, die sie ihren teils übergewichtigen Kids nicht müde werden anzudrehen. Ein lustiger Anblick! Ja, eigene Sandwiches mit einer ordentlichen Dosis Grünzeug und Beilagen zu schmieren, wäre auch einfach zu viel verlangt. Fitness Mum von Welt hat einfach keine Zeit… 🙂

Nach unserer Strandparade haben wir unser sandiges Tierchen abgeputzt und ins Auto verladen, um weiter zu den Muir Woods zu fahren, der kleineren Variante des berühmten kalifornischen Redwood National Parks im Norden. So ist das eben… man macht Kompromisse, wenn man die USA mit dem Greyhound durchquert und nirgends selbstständig die Naturhighlights erkunden kann, weil öffentliche Verkehrsmittel hier keinen Zuspruch finden. Die USA sind eben eine Autonation; ohne geht hier nix. Also eben die Low Budget-Variante nahe San Francisco. Baum ist Baum, ob nun 50m höher oder nicht. Was wir nicht wussten: Hunde haben im Wald nichts zu suchen. Also mussten wir an einem anderen Tag ohne Greta zurückkehren. Prompt getan und siehe da, wirklich große, rot berindete Bäume. Und natürlich 7 USD Eintritt für das bisschen Wald.

„In every walk with nature one receives far more than one seeks“ – John Muir

Das Muir Woods National Monuments, wie es offiziell heißt, ist ein Relikt alter Küsten-Redwoodwälder, die viele kalifornische Küstentäler vor den 1800ern bedeckten. Im Jahr 1905 hat ein lokaler Geschäftsmann, William Kent, mit seiner Frau Elizabeth ein großes Stück Land gekauft, um diese alten Bestände zu beschützen. Um den permanenten Schutz zu gewährleisten, haben sie das Land der Regierung gespendet. So kam es, dass Präsident Roosevelt im Antiquities Act von 1906 das Land als National Monument deklarierte; und der Titel des Waldstücks auf Wunsch von Kent nach dem Umweltschützer John Muir benannt wird. Dessen Reaktion ließ nicht lange auf sich warten: „This is the best tree-lover’s monument that could possibly be found in all the forests of the world. You have done me a great honor, and I am proud of it.“ Oooooh, wie schön.

Der Park befindet sich etwa 12 Meilen nördlich der Golden Gate Bridge und Parkplätze sind zwar vorhanden, aber immer extrem beliebt. Wir hatten super Glück und konnten bis zum Park heranfahren und einen ergattern. Er öffnet um 8 Uhr und schließt bei Sonnenuntergang. Alle über 16 Jahre zahlen Parkeintritt; Toiletten sind vorhanden. Mit Parkticket erhält man auch eine Karte, die man auf dem Rückweg für die Benutzung anderer wieder „recyclen“ kann.

Es gibt ein paar einfache Trails und dann ziemlich lange, die bis hinunter zum Strand führen. Der 560ha große Park umfasst 6 Meilen nur mit Wanderwegen. Man kann insgesamt vier Brücken überqueren und anstatt des gut ausgebauten Weges auch den Hillside Trail nutzen. Ein paar wichtige Stationen im Park sind der Founder’s Grove mit dem Pinchot Tree, der Bohemian Grove und der Cathedral Grove (grove = Hain).

Jetzt ein bisschen Fachwissen zu den Bäumen:
Die Redwoods sind wirklich steinalt. Bis zu 2.000 (!!!) Jahre können sie alt sein und dabei einen Umfang von 22ft (650 Metern!) erreichen und bis zu 380ft (115 Meter!) hoch werden. Da kann eigentlich nur noch ein anderer Nadelbaum mithalten, der Giant Sequoia, den wir eine Woche im Sierra Nationalpark südlich des Yosemite Nationalparks bestaunen konnten. Zum Vergleich: Diese Bäume könnnen bis zu – haltet euch fest – 3.200 Jahre alt sein (whaaaat?!), sind noch dicker (bis zu 12m Umfang) und ähnlich hoch.

Die Bäume, die wir in den Muir woods gesehen haben, sind in etwa 800 Jahre alt und bis zu 75m hoch. Ihnen geht es am besten, wenn es schön neblig ist. Das macht die Faszination durch solche Wälder zu gehen, nur noch größer! Da Kalifornien besonders an der Küste schön neblig ist (versucht mal, die Golden Gate Bridge OHNE Nebel zu erwischen!), fühlen sie sich hier sehr heimisch: schön feucht, sodass die Nadeln und das Laub das Wasser kondensiert, das wiederum auf den Boden tropft und den Wurzeln als Nährstoff dient.

Feuer in den Wäldern tut sein übrigens, nämlich langanhaltige „Gesundheitsvorzüge“ liefern: Feuer räumt den humusartigen Boden auf, sodass die Redwoodssamen sich danach besser auf dem mineralhaltigen Boden vermehren können. Außerdem zerstört das Feuer Pilze und Bakterien in der Waldhumusschicht, die die Saat sonst schneller töten würde. Feuer recycelt Nährstoffe, macht aus Abfällen und Geröll Asche und verbessert die Futtersuche für die Wildtiere. Da die Menschen nur leider nicht auf Waldbrände in der Nähe ihrer Häuser stehen, werden diese Waldbrände nun quasi vollautomatisiert und kontrolliert alle paar Jahre entzündet und zum Abklingen gebracht.

Fun Facts zur Rinde: Wer im Bio-Unterricht früher gut aufgepasst hat, weiß sicher noch, dass die Dicker der einzelnen Ringe das jährliche Wachstum anzeigt. Je fetter ein Ring, desto mehr dient es als Indikator für starke Regenfälle (also starkes Wachstum), dünne Ringe – viel Sonne und wahrscheinlich Dürre. Die Rinde dient als Schutz des Baums vor äußeren Einflüssen wie Feuer – auch das zeigt sich wieder als „Narben“ in den Ringen. Die rote Farbe der Redwoods bekommen die Bäume übrigens von der Tanninsäure, die Holz und Rinde feuer-, pilz- und insektenbeständig macht. Als Nadelgewächs sind die Bäume Flachwurzler und kippen nur deswegen nicht beim kleinsten Wind um, weil sie sich bis zu 30m weit ausbreiten.

Leider hat es auf den Fotos gar nicht so recht gewirkt. Die Bäume sind so groß, dass es fast unmöglich ist, sie vollständig auf der Kamera festzuhalten. Unsere Fotoversuche seht ihr hier.

Hier ist das Video vom Muir Beach Ausflug: